Thüringische Landeszeitung: Ein zerrissenes Land / Kommentar von Axel Zacharias zur Lage in der Ukraine

In Sachen Ukraine hat der Westen auf ganzer Linie
versagt, weil man es nicht wahrhaben wollte, das Russlands Präsident
Putin auch mit solch harten Bandagen wie Erpressung um die
Einflusssphäre des Kremls ringen würde. Die EU vertraute darauf, dass
der Staatenbund eine unbezwingbare Lockwirkung entfalten würde – mit
nur geringen Morgengaben Brüssels.

Nun hat man es mit einem ukrainischen Präsidenten zu tun, der als
schlauer Fuchs Moskau und Brüssel gegeneinander auszuspielen gedenkt.
Man sollte sich darüber klar sein, dass dies noch ausgesprochen teuer
werden könnte. Ist doch die Ukraine so gut wie pleite.
EU-Osterweiterung um jeden Preis eben!

Nun zu hoffen, dass die Demonstranten von Kiew die Sache im Sinne
Brüssels richten werden, wäre eher zynisch. Denn ein Generalstreik
würde den Staat an der östlichen Peripherie der EU schnell noch
tiefer ins wirtschaftliche Chaos stürzen. Damit stehen die hehren
Motive zum Beispiel des Boxweltmeisters Vitali Klitschko, der sich
mehr und mehr an die Spitze der Opposition arbeitet, keineswegs in
Frage. Das Vorhaben, den Rücktritt der Regierung Janukowitsch zu
erzwingen, ist verständlich.

Noch aber ist nicht erwiesen, dass die Mehrheit der Ukrainer dies
auch so sieht. Die Angst vor der Umarmung des russischen Bären sorgt
für Zurückhaltung. Das gesamte ukrainische Volk muss entscheiden,
wohin das Land seinen Weg nehmen will. Die Ukraine ist noch
zerrissen in den Osten, der Moskau zuneigt, und den EU-freundlichen
Westen.

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