Es geht um nichts weniger als um die Ausweitung
eines jetzt schon viel zu großen Schlachtfeldes in Europa. In Minsk
sitzt ein abgrundtiefes Misstrauen mit am Verhandlungstisch. Das Ziel
– ein Waffenstillstand in der Ukraine – ist fast schon kaum zu
erreichen. Und doch muss es gewagt werden, denn das Leid der
Zivilisten, die unter Granatenbeschuss mehr vegetieren denn leben,
zwingt zum Handeln. Auch wenn der Glaube an ein noch erfreuliches
Ende mehr als gering ist.
Die Frage nach der Schuld an dieser verfahrenen Situation ist zwar
mit der Benennung der greifbaren Fakten relativ schnell beantwortet –
es ist Russlands Präsident Putin -, doch hilft dies in der
augenblicklichen Situation nur beschränkt weiter. Auch die
Feststellung, dass ein souveräner Staat das Recht hat, auf seinem
Territorium für staatliche Ordnung zu sorgen, ist angesichts der
Katastrophe nur zweitrangig. Nur eines darf nicht das Ergebnis von
Minsk sein: weiter zu machen wie bisher. Da ist ein zu forsches
Herangehen à la US-Falken ebenso kontraproduktiv wie eine zu große
Nachgiebigkeit. Hier wird sich zeigen, was heutzutage die hohe Kunst
der Diplomatie noch vermag.
Dabei hätte man ahnen können, was auf den alten Kontinent Europa
zukommt, denn die Kampfansage Putins war unterschwellig bereits seit
mehreren Jahren hörbar – für den, der sie vernehmen wollte. Als die
Mehrheit im Westen noch von einer wie auch immer gearteten
Partnerschaft mit Russland träumte, wurden schon die Pläne für eine
Annexion der Krim und des Donbass ausgearbeitet. Nun blutet Europa
aus einer tiefen Wunde, die das Ego eines Nicht-Demokraten ihm
zugefügt hat. Die dann nach dem schrecklichen Erwachen hektisch
beschlossenen Sanktionen hatten die Situation entgegen allen
Hoffnungen weiter verschärft. Vielleicht aber eben auch nur, weil
diese zu halbherzig beschlossen wurden. Das Kind jetzt aus dem
Brunnen zu holen, ist eine Herkulestat.
Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de