Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán macht
Deutschland für das Leid der Flüchtlinge verantwortlich. Seine
Argumentation ist, mit Verlaub, asozial. Deutschland habe die
Syrer „an den gedeckten Tisch geladen“ und folglich sei das Schicksal
der Flüchtlinge ein deutsches und kein europäisches Problem. Folgt
man dieser vermeintlichen Kausalität wird der Zynismus seiner
Aussagen entlarvt. Denn die Flüchtlinge wollen nach Deutschland und
nicht nach Ungarn, weil sie dort menschenunwürdig behandelt werden.
Gestern erst hat Orbán Hunderte verzweifelte Menschen in einen Zug
Richtung Österreich geschickt, mit der Hoffnung den ungarischen
Verhältnissen zu entfliehen. Kurz nach Abfahrt wurden sie nahe einem
ungarischen Auffanglager gestoppt und abtransportiert. Blanker
Zynismus.
Dann redet Orbán doch tatsächlich von europäischen Bestimmungen.
Als wenn sie ihn jemals interessiert hätten. Mit Füßen tritt er die
Meinungsfreiheit und spielt den Diktator. Wenn es ihm passt, dann
kommt es mal vor, dass er europäische Vereinbarungen erfüllt. Gäbe
es eine Wahl zum Mister Anti-Europa – er würde gewinnen. Er ist
nicht nur Gegner Europas, sondern auch Gegner der Menschlichkeit.
Orbán will dabei sein Volk mit auf die Reise nehmen.
Eine Plakataktion gegen Flüchtlinge und eine Volksbefragung zur
Einwanderung sprechen eine deutliche Sprache: „Refuges not welcome“ –
Flüchtlinge nicht willkommen. Ob Ungarn nicht lieber kinderreiche
einheimische Familien unterstützen solle anstatt Einwanderer, steht
auf den Plakaten. Die NPD lässt grüßen. Orbán hat sich seit Beginn
seiner Regierungszeit auf eine nationale Reise in die Isolation
begeben. Sein Volk hat er dabei in Geiselhaft genommen. Nun ist er
angekommen: „Endstation Asozial“ dröhnt es aus den Lautsprechern am
„Bahnhof Missachtung“.
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