Thüringische Landeszeitung: Fataler Kostendruck – Schwere Sicherheitsmängel am Flughafen / Leitartikel von Elmar Otto zum Prüfbericht der EU-Kommission, die Sicherheit am Flughafen Frankfurt/Main betreffend

Im Land der Perfektionisten scheint manches schief
zu laufen. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die
Sicherheitskontrollen an Flughafen Frankfurt derart lasch sind, dass
man ohne größeren Aufwand Waffen durchschmuggeln kann? Wohl kaum
jemand.

Zu oft war man an Deutschlands größtem Airport entweder selber
einem besonders sorgfältigen Prüfer in die Hände gefallen oder hatte
zumindest davon gehört, dass Passagiere ihre versehentlich ins
Handgepäck gesteckten Taschenmesser oder Nagelfeilen aus Metall
abgeben mussten, weil sie im Zweifelfalls für eine Attacke auf das
Kabinenpersonal missbraucht werden können.

Wegen der Gefahr von Sprengstoffanschlägen gelten zudem
restriktive Vorschriften für Flüssigkeiten. After Shave, Shampoo,
Handlotion und Co. müssen deshalb herausgelegt werden, und zwar in
einem transparenten, wieder verschließbaren Plastikbeutel. Jedes
Gefäß darf ein maximales Fassungsvermögen von 100 Millilitern
und der Beutel insgesamt von höchstens einem Liter haben.

Die nächste Stufe der gefühlten Sicherheit wurde mit
Körperscannern erreicht, die zunächst für Empörung sorgten, weil sie
überaus detaillierte Bilder der Durchleuchteten anfertigten. Aber je
transparenter, desto sicherer, lautete die Losung – die man in
Frankfurt aber getrost vergessen konnte.

Denn dort ließ man Pistolen oder ähnliches Tötungsgerät am besten
im Koffer und durch das Röntgengerät laufen, wo sie vom unzureichend
geschulten Personal übersehen wurden.

Der Grund für das Versagen scheint simpel. Der Kostendruck führt
dazu, dass nicht mehr Bundespolizisten dem Inhalt des Gepäcks auf den
Grund gehen, sondern schlechter bezahlte und ebenso ausgebildete
Mitarbeiter von Privatfirmen.

In diesem sensiblen Sicherheitsbereich ist das eine besonders
fatale Entwicklung. Wer hier an der falschen Stelle spart, spielt mit
dem Feuer.

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