Die Alternative für Deutschland zerlegt sich munter
weiter selbst. Ihrem Anspruch, den „Altparteien“ so richtig den
Marsch zu blasen, wurde sie dabei allenfalls im Wahlkampf gerecht. In
Thüringen hat sie es zwar geschafft, beinahe so stark im Landtag
vertreten zu sein wie die SPD, die immerhin auf eine mehr als
150-jährige Geschichte zurückblicken kann. Aber seitdem sorgen die
Eurokritiker vor allem durch interne Scharmützel für Aufsehen.
Ein vorläufiger Höhepunkt der AfD-Kabale wurde mit der Erfurter
Resolution erreicht, die – mitinitiiert von Thüringens Partei- und
Fraktionschef Björn Höcke – der Bundesspitze um Bernd Lucke vorwarf,
durch Anpassung an den etablierten Politikbetrieb Mitglieder
verprellt und verstoßen zu haben.
Der Gegenschlag ließ mit der Deutschland-Resolution nicht lange
auf sich warten. Darin wurde Höcke und Co unterstellt, eine Partei
der „flachen Parolen und schrillen Töne“ als Ziel zu haben.
In Thüringen weiß der nationalkonservative Höcke zwar die
Mehrheit der (bis gestern) elfköpfigen Landtagsfraktion hinter sich.
Aber die liberal eingestellten Siegfried Gentele, Oskar Helmerich und
Jens Krumpe halten mit ihrer Kritik weiter nicht hinter dem Berg.
Dabei spielen auch persönliche Befindlichkeiten eine Rolle, wie sie
bei Parteineugründungen die Regel sind.
In erster Linie jedoch stehen sich zwei politische Flügel
unversöhnlich gegenüber.
Höcke sah sich jetzt gezwungen, bei Gentele die Reißleine zu
ziehen und ihn aus der Fraktion zu werfen. Er weiß, dass
Geschlossenheit auch in der Politik ein hohes Gut ist und Schluss
sein muss mit einer AfD, die inhaltlich nicht in Erscheinung tritt,
sondern nur durch Personalgezänk von sich reden macht.
In der Erfurter Erklärung allerdings ist von einer“Partei, die den
Mut zur Wahrheit und zum wirklich freien Wort besitzt“ die Rede.
Daran wird sich Höcke messen lassen müssen.
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