Thüringische Landeszeitung: Freiheitssucher / Kommentar von Gerlinde Sommer zur Gauck-Reise nach China

Klar: Den Chinesen mal richtig deutlich sagen, was
wir von ihrer merkwürdigen Mischung aus Maximal-Kapitalismus und
Möchtegern-Kommunismus halten, damit hätte Bundespräsident Gauck sich
manchen Beifall abholen können. In Deutschland. Denn im wohlfeilen
Kritisieren von anderer Leute Zuständen waren wir schon immer
Scheinriesen.

Gauck hat es anders gemacht: Er hat von seinen Erfahrungen
erzählt. Von der DDR und warum dieses System implodierte. Er hat
dabei immer wieder betont, wie sehr er ein Freund der Chinesen ist –
und somit Sorge dafür getragen, dass sich seine Gastgeber und vor
allem auch die jungen Leute, vor denen er sprach, nicht vor den Kopf
gestoßen fühlen mussten, wohl aber zum Nachdenken angeregt fühlen
konnten. Der große Freiheitssucher hat sich als oberster Diplomat und
Exporteur der Demokratie bewährt. Und damit wohl auch ein Zeichen
gesetzt, das bedeuten soll: Wie auch immer sich der jetzige
Bundespräsident mit Blick auf die Möglichkeit einer zweiten Amtszeit
entscheidet – er wäre dieses Amtes weiterhin würdig. Und er ist
dieses Amtes, trotz seiner Jahre, durchaus nicht überdrüssig. Der
Auftritt in China darf als Beleg dafür gelten.

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