Thüringische Landeszeitung: Für eine Handvoll Euro – Neuer Hartz-IV-Satz nutzt Kindern wenig / Leitartikel von Matthias Benkenstein zur Erhöhung der Hartz-IV-Sätze

Es gibt mehr Hartz IV, ein bisschen. Bisher zog
jede Erhöhung die gleichen Reaktionen nach sich: Die einen halten den
Anhebungsbetrag für lächerlich gering, die anderen meinen, dadurch
würde die Faulheit nur noch mehr alimentiert. So ist es auch diesmal
wieder.

Hartz-IV-Empfänger sollen bald fünf Euro mehr im Monat bekommen.
Der Regelsatz für Alleinstehende soll von derzeit 399 Euro auf 404
Euro steigen. Es ist die geringste Erhöhung seit 2012. Damals stieg
der Regelsatz um zehn Euro, im Jahr 2013 ist er um acht, 2014 um neun
und in diesem Jahr wiederum um acht Euro gestiegen.

Das ist jeweils nicht viel gewesen, weshalb die Behauptung, man
könne sich mit dem Geld bequem auf die faule Haut legen, so nicht
stehengelassen werden kann. Nach Berechnungen des Paritätischen
Wohlfahrtsverbands liegt das Existenzminimum eines Erwachsenen in
Deutschland bei 485 Euro im Monat. Bei der Gelegenheit fällt
einem wieder der Armutsbericht für Deutschland von vor zwei Wochen
ein, in dem keine positiven Nachrichten standen. Zwar sind die
niedrigen Hartz-IV-Sätze nicht der alleinige Grund für Armut, aber
sie haben einen gehörigen Anteil.

Das bekommen vor allem die Kinder zu spüren. Man darf nicht
vergessen: In den nächsten Monaten überlegen Eltern nicht nur, was
sie ihren Kindern Schönes zu Weihnachten schenken. Viele fragen sich
auch mit Sorgenfalten, was sie sich überhaupt Vernünftiges leisten
können. Gerade zu den Festtagen spüren Kinder, dass sie in ärmlichen
Verhältnissen leben. Zehn Prozent von ihnen haben noch nicht mal
ordentliche Winterkleidung, wie eine Studie besagt. Das sollte Grund
genug sein, den Hartz-Satz weiter zu erhöhen. Wobei es damit nicht
getan ist. Das Problem muss grundsätzlich und interdisziplinär
angegangen werden. Alles andere wäre für eine reiche Industrienation
eine Schande.

Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de