Lange hat die Politik geglaubt, das Ihre für eine
familienfreundlichere Arbeitswelt getan zu haben – nun sei auch mal
die Wirtschaft am Zuge. Schließlich ist sie es, die den wachsenden
Fachkräftemangel beklagt. Und es sich deshalb nicht länger leisten
kann, gut ausgebildete Frauen und Männer zu verprellen, die sich auch
um Kinder kümmern wollen. Doch die Wirtschaft denkt ja gar nicht
daran. Es gibt doch Elterngeld und Elternzeit und Kita-Plätze – was
wollen Eltern denn noch?!
Vielleicht meint die neue Familienministerin deshalb, jetzt mit
dem 32-Stunden-Vorschlag kommen zu müssen, der an sich nicht schlecht
und auch nicht neu ist, der Sache aber bloß schadet. Denn nicht nur
die Wirtschaft und der Koalitionspartner sind prompt auf
Hundertachtzig, sondern wohl auch das Gros der Steuerzahler. Es wird
sich fragen, wie das Ganze finanziert werden soll. Wo noch nicht mal
klar ist, woher das Geld für all das kommen soll, was sich die GroKo
im Koalitionsvertrag aufs Panier geschrieben hat.
Wer will, dass Unternehmen mehr Flexibilität an den Tag legen,
wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht, wird ihnen
so kaum Beine machen. Nicht mit einem so heftigen Eingriff. Freilich
auch nicht mit Appellen allein. Die Politik muss handeln – aber nicht
gleich die ganz große Keule schwingen.
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