Thüringische Landeszeitung: Gedankenfreiheit

Wahrscheinlich machen es alle. Die einen
geschickter und die anderen ungeschickter. Richtig peinlich wird es
nur dann, wenn es rauskommt.

Das würde auch erklären, warum sich die Vertreter der
abgeschöpften Europäer so zögerlich verhalten. Sie müssen Empörung
zeigen, wissen es aber besser.

Natürlich muss der Frage nachgegangen werden, was die USA
tatsächlich machen – und, eigentlich schlimmer noch, Großbritannien.
Aber sehr viel interessanter wäre doch, wenn Innenminister Friedrich
nicht ebenso dringliche wie wohlfeile Gespräche in den USA ankündigen
würde, sondern sehr deutlich sagen würde, was bei uns selbst
stattfindet. Mit Blick auf draußen oder drinnen.

Das ist aber zu viel verlangt. Wir sollen uns nun über die bösen
ausländischen Geheimdienste ärgern. Wir dürfen auch glauben, dass bei
unseren Sicherheitsorganen – von bedauerlichen Ausnahmen und
Einzelfällen abgesehen – alles nach Recht und Datenschutzgesetz
verläuft.

Es ist immer so viel von Transparenz die Rede. Aber geht es nicht
vor allem darum, den gläsernen Bürger zu verwalten? Der wird
inzwischen nicht mehr von Menschen, sondern von Maschinen beobachtet
und eingeschätzt. Noch gibt es Gedankenfreiheit. Aber wäre es
technisch möglich, wäre auch sie in Gefahr.

Von Gerlinde Sommer

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