Thüringische Landeszeitung: Gefahr aus dem Netz – Cyberterrorismus nicht unterschätzen / Leitartikel von Matthias Benkenstein zur Hacker-Attacke auf den französischen Fernsehsender TV5 Monde

Wie hätte der jüngste Cyberangriff der Terrormiliz
„Islamischer Staat“ wohl in Deutschland ausgesehen: Die ARD mit dem
Ersten und all den dritten Programmen, die seit Jahrzehnten ihr
Programm senden, übertragen auf einmal nichts mehr. Nur schwarze
Bildschirme sind noch zu sehen. Und im Internet? Dort können die
Islamisten durch ihren Hackerangriff nach Herzenslust ihre Propaganda
verbreiten. So ähnlich muss man sich den aktuellen Fall vorstellen,
der Frankreich nicht zur Ruhe kommen lässt.

Sofort werden die Gedanken an die Terrorserie in unserem
Nachbarland wach, bei der fast 20 Menschen starben. Das war vor
gerade einmal drei Monaten. Durch den Schock nach dem Anschlag auf
„Charlie Hebdo“ ging fast unter unter, dass schon damals französische
Internetseiten Ziel massiver Hackerangriffe waren. In wenigen Tagen
wurden ganze 19 000 Attacken registriert. Islamistische
Parolen und Flaggen wurden platziert.

Ganz überraschend kommt die aktuelle Attacke also nicht. Auch das
Bundeskriminalamt hatte bereits im vergangenen Jahr vor
terroristischen Bedrohungen aus dem Cyberspace gewarnt. Verwunderlich
ist nur, dass die Staaten trotz dieses Expertenwissens nicht mehr
vorbeugen. Klar, hundertprozentige Cybersicherheit wird es nicht
geben. Und dennoch müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um
es den Tätern so schwer wie möglich zu machen und Cyberangriffe zu
verhindern. Das kostet Geld. Doch die Gefahr wird mit der wachsenden
Technologisierung nicht geringer – und kommt die Betroffenen teurer
zu stehen.

Erst im Dezember meldete Südkorea einen Hackerangriff auf ein
Atomkraftwerk. Von da ist es nicht mehr weit bis zu Computern von
Flughäfen, Militäreinrichtungen, Eisenbahnunternehmen oder
Regierungen. Die Chance, aus dem französischen Fall zu lernen, muss
genutzt werden.

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