Was ist „ein bisschen schlagen“ und was Gewalt? Das
kann auch Papst Franziskus nicht unterscheiden. Das Oberhaupt der
katholischen Kirche hat sich mit seiner Äußerung zu elterlicher
Züchtigung keinen Gefallen getan. Ihm schlägt jetzt ein Sturm der
Entrüstung entgegen – auf dem Kurznachrichtendienst Twitter und auch
aus den eigenen katholischen Reihen. Und das völlig zurecht! Wer
einen Klaps für ein Kind rechtfertigt, hat die Grundregeln der
Menschenwürde nicht verstanden. Umso empörender ist es, dass
Franziskus es auch noch als „schön“ empfindet, dass ihm ein Vater
erzählt hat, er schlage sein Kind, aber nicht ins Gesicht. Der Mann
habe einen „Sinn für Würde“ und bestrafe auf die „rechte Weise“,
sagte Franziskus bei der Generalaudienz im Vatikan. Gewalt ist aber
immer inakzeptabel. Sie greift die Würde eines Menschen an und
demütigt ihn – ob er jung oder alt ist.
Auf die katholische Kirche, die durch zahlreiche Missbrauchsfälle
in Deutschland keinen guten Stand hat, wirft die flapsige Aussage
erneut ein schlechtes Licht. Sie zeigt, wie rückwärtsgewandt ihr
Oberhaupt sein kann, das – polemisch gesagt – keinen Schimmer von der
Erziehung von Kindern hat. Religion darf niemals Gewalt
rechtfertigen, gerade auch eine katholische Kirche nicht, die stetig
Nächstenliebe propagiert.
In 39 Ländern ist das Schlagen von Kindern verboten. Die
UN-Kinderrechtskonvention mahnt zu gewaltfreier Erziehung. All diese
Bestrebungen könnten mit der leichtfertigen Äußerung von Franziskus
zunichte gemacht werden, wenn Eltern seine Worte als Rechtfertigung
nutzen, wenn ihnen mal die „Hand ausrutscht“.
Franziskus bleibt nur eins: sich schnell von seiner Aussage zu
distanzieren und ein klares Zeichen gegen Gewalt zu setzen. Er ist es
besonders den Kindern schuldig, die leiden müssen, weil „ein
bisschen“ geschlagen werden zum Alltag gehört.
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