Thüringische Landeszeitung: Griechische Kapriolen / Kommentar von Matthias Benkenstein zur aktiuellen Entwicklung in der Griechenland-Krise

Inzwischen überrascht einen gar nichts mehr. Die
Euro-Finanzminister hatten zum Krisengipfel in Brüssel von Euklid
Tsakalotos eigentlich konkrete Sparvorschläge erwartet. Doch der neue
griechische Finanzminister hatte nichts Schriftliches dabei, keine
Vorschläge, wie die seit Jahren schwelende Schuldenkrise gelöst
werden könnte. Dabei sind klare Reformvorschläge seitens der
griechischen Regierung unumgänglich. Eine Lösung ist ohne Athen
undenkbar. Und ohne sie kann auch kein Vertrauen innerhalb der
Europäischen Union zurückgewonnen werden, das vor allem nach der
Tsipras-Wahl zerstört wurde. Stattdessen sah es gestern so aus, als
ob das Athener Taktieren und Tricksen weitergeht.

Derweil geht es der griechischen Bevölkerung immer schlechter.
Nach den Berichten über zunehmende Verelendung, etwa durch mangelnde
Krankenversorgung, steigt auch den restlichen Bürgern das Wasser bis
zum Hals. Zwar könnten die Banken schon bald wieder öffnen, doch wann
sie zum normalen Betrieb zurückkehren werden, steht in den Sternen.
Und sollten die Banken womöglich erst in ein, zwei Wochen die Türen
wieder aufschließen, bräche das öffentliche Leben in Griechenland in
der Zwischenzeit zusammen.

Noch kann die Athener Regierung auf das Mitleid in der Eurozone
mit dem Elend in dem Krisenland bauen. Doch auch das wird mit der
Zeit abnehmen, sollten die Kapriolen der griechischen Regierung nicht
aufhören.

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