Thüringische Landeszeitung: Guten Willen zeigen – Schuldenkrise wird nicht im Casino gelöst / Leitartikel von Axel Zacharias zu Griechenland

Man muss nicht die inzwischen arg strapazierte
griechische Tragödie bemühen, wenn man an das Drama um die
Schuldenkrise des südlichen EU-Staates denkt. Auch die alte römische
Weisheit Pacta sunt servanda (Verträge sind einzuhalten) hilft nicht
weiter, wenn sich ein Vertragspartner konstant verweigert – mit einem
immerwährenden Lächeln zwar, aber dafür hartnäckig. Natürlich gibt es
für einen modernen Staat immer Mittel und Wege, Finanzmittel
einzusparen, ohne den Rentnern nennenswert Geld wegzunehmen.
Allerdings dürfen Fragen nach der Rentenhöhe im Vergleich zu
europäischen Nachbarstaaten und nach dem Renteneintrittsalter auch
nicht einfach ignoriert werden. Aber lassen wir die Rentner Rentner
sein und fragen lieber, wieso eine von den Linken dominierte
Regierung nicht schon längst bei den Militärausgaben die Schraube
angezogen hat. Solcherart Denkanstöße, wie sie jetzt der deutsche
Vizekanzler Sigmar Gabriel aufwirft, sind berechtigt – bei aller
zuweilen populistischen Anmutung des SPD-Chefs.

Irgendwie verfestigt sich der Eindruck aber, dass der Masterplan
der griechischen Regierung Tsipras bereits in der Wahlnacht
feststand: Freundliche Zusagen und viel Wortgeklingel, am Ende aber
die Erpressung der Steuerbürger anderer EU-Länder. Wenn sich dies
bewahrheiten sollte, wird der europäische Solidaritätsgedanke damit
zu Grabe getragen. Vertrauen wird grundlegend zerstört.

Über viele Dinge wird man sich unterhalten müssen, nur ist der
Pokertisch im Casino kein Ort seriöser Kommunikation. Die
außergewöhnliche Situation des griechischen Staates erfordert
außergewöhnliche Maßnahmen – auf allen Seiten. Mitunter sind es nur
kleine Gesten, die für Hoffnung und Vertrauen sorgen. Dazu würde zum
Beispiel auch das Strecken der Kreditrückzahlung gehören. Nur muss
der gute Wille aller Beteiligten erkennbar sein.

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