Es waren 50 nicht immer einfache Jahre, die
Deutschland und Israel nun offiziell diplomatische Beziehungen
unterhalten. Gerade in den vergangenen 20 Jahren ist das
Verhältnis der beiden Länder untereinander schwieriger geworden.
Immer wieder haben unterschiedliche Regierungen versucht, mit
Partnern auf palästinensischer Seite einen mehr oder weniger
brüchigen Frieden zu bewahren. An Frieden war vor 50 Jahren noch
nicht zu denken – der letzte große Krieg datiert auf 1973.
Deutschlands Rolle beschränkte sich bisher eher auf die Lieferung von
Waffen und diplomatische Hilfe.
Doch die Ansprüche hier und dort werden größer. Die arabischen
Staaten sind längst nicht mehr homogen angetreten, Israel zu
vernichten. Auch die Palästinenser sind in dieser Hinsicht längst
gespalten, wie die Bürger Israels. Das haben die jüngsten Wahlen
gezeigt. Eine stabile Mehrheit für Regierungschef Netanjahu sieht
anders aus. In Europa hätten wir es gern, dass Israel sich stärker
für Frieden in der Region einsetzt, wir zeigen wenig Verständnis für
den Einsatz der Armee als Vergeltung für Terrorangriffe mit
Selbstmordattentätern oder Raketen aus Gaza oder dem Südlibanon. Wir
regen uns auf, wenn sich Jerusalem gegen ein Atom-Abkommen mit dem
Iran sperrt – obwohl von dort noch immer darüber fabuliert wird, den
jüdischen Staat von der Landkarte zu tilgen.
Israel sollte diese Kritik trotzdem nicht als Gehabe einer
Gesellschaft verstehen, die nicht in diesem Ausmaß in ihrer
Sicherheit bedroht ist – oder gleich als Antisemitismus. Es ist
Kritik, die in Europa am manchmal rücksichtslosen Vorgehen eines
Staates geübt wird, an den schlicht höhere Ansprüche gestellt werden,
weil er im Gegensatz zu seinen Nachbarn eine Demokratie ist.
Deutschland wird, sofern die Kritik im richtigen Ton vorgetragen wird
und sachlich sinnvoll ist, auch seiner historischen Verantwortung
gegenüber Israel gerecht.
Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de