Thüringische Landeszeitung: Janusköpfiger DFB – Parallelwelt der Funktionäre aufgebrochen / Leitartikel von Florian Girwert zur staatsanwaltschaftlichen Durchsuchung beim DFB

Endlich, so möchte man sagen. Endlich trifft es mal
eine Organisation, bei der man nicht annahm, dass stets alles mit
rechten Dingen zugeht. Der DFB ist in der Vergangenheit janusköpfig
aufgetreten: Einerseits hat man es geschafft, das Sommermärchen 2006
einigermaßen reibungslos zu organisieren oder in den
Fußball-Nationalmannschaften gute Trainer zu installieren, die
sportliche Erfolge ermöglicht haben.

Andererseits erlebt man gerade in den letzten Monaten einen DFB,
der von den Schattenseiten der Welt lieber nichts wissen will. Franz
Beckenbauer, der während der Fahrt vom Hotel zum Fußballplatz in
Katar in einer Limousine sitzend „keinen einzigen Sklaven“ gesehen
hat. Wolfgang Niersbach, der sich an Details einer ziemlich hohen
Millionenzahlung an die Fifa nicht mehr so recht erinnern kann –
obwohl man so etwas in einem gut geführten Verband doch eigentlich
nachschlagen könnte. Doch offenbar leben die Fußballfunktionäre noch
immer in einer Parallelwelt, die sie von der Wirklichkeit abgekoppelt
wähnen. Nicht einmal bei der offensichtlich korrupten Fifa war man in
der Lage, klar Position zu beziehen. Zu bequem war die eigene Lage –
auch mit dem ungeliebten Blatter, zu reichlich sprudelte das Geld der
Vermarktungsmaschine.

Da tut es gut zu hören, dass die Staatsanwaltschaft es jetzt genau
wissen will. Es droht eine saftige Steuernachzahlung für einen
Verband, der nach deutschem Recht eigentlich gemeinnützig sein
sollte.

Lange hat man beim Fußball nicht so genau hingesehen. Nun, da wir
seit Wochen immer wieder hinsehen, zeigt sich: Nicht nur beim
Weltverband Fifa liegt einiges im Argen. Auch der Deutsche
Fußballbund ist nicht frei von Fehlern.

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