Es scheint das Schicksal von Angela Merkel zu sein,
dass große Themen ihre Kanzlerschaft prägen, die eines gemeinsam
haben: Sie kommen mit enormer Wucht und es gibt keine schnellen
Rezepte, sie zu beherrschen. Das war so bei den beiden großen
Finanzkrisen, beim Thema Fukushima mit dem hastigen Atomausstieg und
jetzt beim Flüchtlingsdrama.
Obwohl die Kanzlerin den medienwirksamen Auftritt bei den
Flüchtlingen im sächsischen Heidenau lange hinauszögerte, hat sie die
Tragweite des Problems erkannt. Das Thema Flüchtlinge ist jetzt
Chefsache, das war die wichtigste Botschaft zwischen den Zeilen. Und
die wichtigste offizielle Botschaft war: Wir Deutschen kriegen das
hin. Die Antworten Merkels sind angemessen und es ist gut, dass die
Kanzlerin so klar Stellung bezogen hat.
Aber viele Bürger sind längst weiter. Sie fragen sich zu Recht:
Wie geht es denn weiter? Was kommt nach der beeindruckenden
Hilfswelle der Deutschen, die dem rechten Mob die Hoheit über
Schlagzeilen entrissen hat? Wie soll das in Europa funktionieren,
wenn nur bei uns auf Dauer Flüchtlinge ordentlich versorgt und eine
gesicherte wirtschaftliche Grundlage bekommen?
Die Antworten der Kanzlerin sind noch unbefriedigend. Wenn die
hochemotional geführte Debatte um die Flüchtlinge abebbt und die
Rechten hoffentlich gestoppt sind, muss sich die Politik den Wurzeln
des Problems stellen. Die Lösung wird mehr Geduld, Geld und
vereinzelt mehr militärischen Mut brauchen, als wir uns das heute
vorstellen können. Und wir brauchen dafür eine Debatte, die die
unbequemen Wahrheiten auf den Tisch bringt.
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