Das griechische Desaster ist inzwischen zum
Selbstläufer geworden, weil alle Fristen überzogen wurden. Und zwar
von der ideologisch gesteuerten Verhandlungsmannschaft aus Athen.
Natürlich wollte auch niemand in Brüssel, Berlin, Wien oder Paris
den sogenannten kleinen Mann in Griechenland bis aufs Blut
auspressen, wie uns das manch eher links zu verortender Beobachter
oder auch Akteur einzureden sucht. Der griechische Kleinrentner war
nie das Ziel europäischer Finanzpolitiker, wohl aber der wohlhabende
Frühpensionär aus der Verwaltung des Landes. Wenn ein Staatshaushalt
durch die Renten aufgefressen wird, stimmt am System etwas nicht.
Tsipras, Varoufakis und Co. hatten vergleichsweise Zeit genug, erste
Korrekturen an den Stellschrauben vorzunehmen. Dazu gehören auch die
überbordenden Militärausgaben des Landes für eine monströse
Panzerarmee, wie sie sonst kein europäisches Land unterhält. Die
Athener Politiker zogen es vor, solange zu tricksen und zu täuschen,
bis die Karre vor die Wand gefahren war, um dann die Verantwortung
dafür vorzugsweise nach Brüssel und Berlin zu delegieren.
Ganz Rest-Europa war wohl zu blauäugig. Die Hoffnung auf ein
Aufwachen in Athen waren ohne Substanz. Man hätte früher sehen
müssen, dass der Syriza-Kurs ein wohlkalkulierter Crash mit denen
war, die das Ganze bezahlen sollten. Mit der Pistole am Kopf wurde
mit Selbstmord gedroht, würden die Hilfskredite nicht weitergeführt.
Nun wird es wohl sehr teuer, und zwar für Europas Steuerzahler.
Das aber ist Sprengstoff für ein europäisches Bewusstsein und stärkt
nur rechte Populisten in der EU. Und es wird bitter für die kleinen
Leute in Griechenland, die vor den Scherben einer verfehlten Politik
stehen – einer verfehlten Politik übrigens der vergangenen
Jahrzehnte, und nicht nur Monate.
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