Thüringische Landeszeitung: Kommentar zum Kirchentag

Katholikentage sind immer Feste des Glaubens – man
bestärkt sich gegenseitig. Auch in der Krise. Die katholische Kirche
steckt in einer tiefen Krise, sucht nach Selbstvergewisserung, blickt
auf Rom, auf den Papst, der wichtige Akzente setzt. Aber in
Deutschland tut sich noch wenig – zu wenig.

Ein Kirchentag ist immer auch ein Fest der Laien. Sie können hier
nicht nur beten und meditieren, sondern sie können auch, wenn sie
denn wollen, den Kirchenoberen ihre Meinung sagen. Das geschieht
leider immer noch zu wenig. Die aufmunterndsten Worte kamen diesmal
vom Bundespräsidenten. Der evangelische Pastor schrieb den Laien ins
Stammbuch, nirgendwo stehe geschrieben, dass der heilige Geist nur in
den Bischöfen weile.

Die Kirche in Deutschland leidet noch immer unter dem
Missbrauchskandal – es ist viel geschehen, aber es muss auch noch
viel geschehen. Sie leidet unter einem immer größer werdenden
Desinteresse oder aber innerem Rückzug vieler Engagierter. Papst
Franziskus macht ihnen Mut – mit seinen überzeugenden Gesten, mit
seinen deutlichen Worten auch zum Thema Missbrauch. Aber offenbar
braucht die katholische Kirche in Deutschland von zwei Seiten Druck:
von oben aus Rom und von unten – von den Laien. Noch versucht man
sich durchzulavieren, die Krise wegzudiskutieren. Aber nur Offenheit
hilft. Die Laien müssen noch deutlicher ihre Stimme erheben, nicht
nur beim Kirchentag, auch in den Gemeinden.

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