Thüringische Landeszeitung: Kommentar zum NSU-Prozess

Mundlos macht sprachlos. Bei allem Verständnis für
einen Vater, der um seinen Sohn trauert: Dass Siegfried Mundlos bei
seiner Befragung im NSU-Prozess dem Gericht und den Angehörigen der
Opfer jeden Respekt verwehrt und sich dazu versteigt, sich und seinen
mordenden Sohn zu Opfern zu stilisieren, übertrifft alle
Befürchtungen. Und sagt viel aus über einen Mann, der einst zur
geistigen Elite dieses Landes zählte.

Nach der Befragung von Uwe Böhnhardts Mutter war zwar nicht
wirklich zu erwarten, dass der emeritierte Professor Substantielles
zur Aufklärung der schrecklichen Taten beiträgt. Doch dass er die
Chuzpe besitzt, das Gericht mehrfach verbal zu attackieren und die
Schuld für das Abgleiten seines Sohnes in den braunen Sumpf
ausschließlich anderen anzulasten, macht fassungslos. Mundlos ist
kein gebrochener Mann, der sich den Kopf darüber zermartert, was
schief gelaufen ist, dass sein Sohn mordend durchs Land zog. Er ist
ein Vater mit einer fixen Idee, der permanent verdrängt. Getreu dem
Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ zog er aufs Neue die
groteske Show ab, die er bereits beim NSU-Untersuchungsausschuss in
Thüringen geliefert hat.

Mit Blick auf das, was seine Vernehmung gerade für die
Hinterbliebenen der NSU-Opfer bedeutet, hätte man ihm dieses Podium
lieber nicht bieten sollen.

Von Sibylle Göbel

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