Thüringische Landeszeitung: Mission erfüllt – Putin hat Ziele des Syrieneinsatzes erreicht / Leitartikel von Matthias Benkenstein zum russischen Truppen-Teilabzug in Syrien

Mit seinem militärischen Abzug aus Syrien
überrascht Kreml-Chef Putin wieder einmal die internationale
Gemeinschaft – genauso wie beim Beginn des Einsatzes. Dabei ist
wichtig, dass es sich nicht um einen vollständigen Rückzug handelt,
Russland bleibt in Syrien präsent. Außerdem kann es seine
Luftangriffe jederzeit wieder aufnehmen. Auch eine Rückkehr bereits
abgezogener Soldaten bei einer Verschärfung der Lage wird von Moskau
nicht ausgeschlossen. Für eine vollständige Bilanz des Einsatzes
voller Blutvergießen ist es also noch zu früh. Die kompletten
Beweggründe für Putins Schachzüge, über die sich der Westen den Kopf
zerbricht, kennt nur der Kreml-Chef selbst.

Seine vordergründigen Ziele hat Russland jedenfalls erreicht.
Assad sitzt fester im Sattel als zuvor. Das syrische Regime hat nur
überlebt, weil Moskau seinen Streitkräften zur Hilfe kam.

Außerdem hat Putin Stärke und Handlungsbereitschaft demonstriert.
Bei den internationalen Gesprächen über eine Syrien-Lösung kommt man
nun nicht mehr an Russland vorbei. Das kommt auch in der Bevölkerung
des wirtschaftlich gebeutelten Landes gut an.

Putin geht es also nicht in erster Linie um die Sicherung des
Friedens, sondern darum, den größtmöglichen Nutzen für sich selbst
herauszuschlagen. Es ist denkbar, dass er sogar bereit ist, Assad
fallen zu lassen, wenn es den Interessen Moskaus dient. In letzter
Zeit wurde deutlich, dass die russischen und syrischen Interessen
alles andere als identisch sind. Assad würde den Krieg gerne
weiterführen. Putin aber scheint nicht gewillt, der Regierung zu
einem militärischen Sieg zu verhelfen.

Über die russische Annexion der Krim spricht derweil kaum noch
jemand.

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