Tupfer im Patienten vergessen, die sich anbahnende
Lungenembolie als Bronchitis abgetan, das falsche Bein amputiert.
Solch krasse Fälle von Behandlungsfehlern hat es schon gegeben. Das
Gros eben dieser dürfte weit weniger spektakulär sein. Doch
spektakulär hin oder her: Es geht um das Wichtigste im Leben, die
Gesundheit.
Und ehe wir anfangen, unsere Mediziner an den Pranger zu stellen,
muss die Frage nach den Hintergründen gestellt werden. Nur weil eine
Statistik offenlegt, wie oft die Arbeit der Ärzte und Pfleger von
Patienten beanstandet wird, heißt das nicht, dass eine ganze
Berufsgruppe ihren Job nicht gewissenhaft erledigt.
Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Ärzte in Deutschland
nicht gerade mit Spitzengehältern gesegnet. Arbeitszeiten von 16
Stunden am Stück und mehr sind keine Ausnahmen. Menschen, die eine
solch große Verantwortung tragen wie Mediziner, einer solchen
Belastung auszusetzen und obendrein nicht angemessen zu bezahlen, ist
ganz einfach ein Unding. Eine Folge ist, dass zahlreiche deutsche
Ärzte lieber im Ausland arbeiten, schließlich ist die
Mediziner-Ausbildung in Deutschland eine der angesehensten weltweit.
Eine andere Folge sind die sogenannten Behandlungsfehler.
Es ist ganz normal und natürlich, dass Menschen Fehler machen.
Umso größer die Verantwortung, die sie tragen, desto gravierender die
Folgen, wenn etwas nicht richtig gemacht wird. Dafür muss Verständnis
da sein.
Nichtsdestotrotz dürfen es nicht in erster Linie die Patienten
sein, die Ärzten Fehler nachweisen müssen. Umgedreht wird ein Schuh
draus: Die Ärzte müssen beweisen können, alles richtig gemacht zu
haben. Damit sie das in möglichst vielen Fällen tun, sind
Arbeitsbedingungen, die das zulassen, eine Voraussetzung. Wachsendes
Misstrauen von Patienten wäre der falsche Weg.
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