Frauen und Kinder zuerst: Das ist der alte
Seemannsspruch. Auf der Flucht aber gilt oft: Heranwachsende Söhne
haben die besseren Überlebenschancen auf der gefährlichen Reise
Richtung Deutschland.
Das aber will vielen Menschen hierzulande nicht einleuchten. Ihre
Hilfsbereitschaft gilt Frauen und Kindern. Heranwachsende allein auf
die gefährliche und teure Reise zu schicken, damit sie Quartier
machen für den Rest der Familie: Diese Praxis führt hierzulande
schnell zu Hochrechnungen, die angesichts der großen Zahlen Angst
machen. Hier einen Riegel vorzuschieben, womöglich auch zum Schutz
der Jugendlichen, die vorgeschickt werden, scheint naheliegend.
Dass sich daran nun die Koalition ungeschickt abarbeitet, ist das
eine. Zudem sagen nicht wenige Deutsche – in der Regel eher älter,
eher männlich: Die jungen Männer, knapp unter 18 sollen zu Hause in
den Bürgerkrieg ziehen. Das ist insofern zynisch, da diese
Jugendlichen dem Alter nach Kindersoldaten wären. Und außerdem: Die
Befriedung Syriens ist etwas für Befriedungsexperten und nichts für
bewaffnete minderjährige Laien.
Mutterseelenallein sollen unbegleitete Jugendliche bleiben. Das
gilt als Taktik, um die Flüchtlingszahlen einzubremsen. Hilfreicher
wäre es, Familien nahe ihrer gefährlichen Heimat Schutz zu bieten.
Der Hickhack aber, den sich Schwarz-Rot hier leistet, ist schäbig.
Jene Jungen, die da sind – auch in Thüringen -, brauchen bestmögliche
Hilfe, um heranzuwachsen. Bestmöglich heißt: mit zumindest einem
Elternteil oder in einer Pflegefamilie beziehungsweise im Heim.
Klar, das ist teuer. Aber es ist eine Investition in die Zukunft
dieser Heranwachsenden, die hier womöglich heimisch werden.
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