Es hat den Anschein, als würde da gerade eine
Zwei-Mann-Boygroup durch Europa touren, um mit ihrem lockeren,
legeren Stil neue Fans auf ihre Seite zu ziehen. – Davon haben der
neue griechische Premier Alexis Tsipras und sein Finanzminister
Gianis Varoufakis beileibe nicht viele im Euroraum. Dass sich ein
alter Haudegen wie der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble
nicht von Krawatten- und Anzugsdebatten weichkochen lässt, war
abzusehen. Schäuble blieb hart, verkündete nach dem Treffen kurz und
knapp, dass sich beide nur in ihrer Uneinigkeit einig seien. Er
kassierte auch umgehend das Versprechen von EU-Kommissionspräsident
Juncker, die Arbeit der Troika in Griechenland zu beenden.
Und sonst? Das harte Sparprogramm trage eine Mitschuld an der
griechischen Krise, sagte Varoufakis. Die Eurozone oder gar
Deutschland hätten keine Schuld an der Krise, sondern allein die
Griechen selber, sagte Schäuble. Die Gräben scheinen tiefer zu
werden. Auch deswegen blieb Varoufakis in Berlin nichts anderes
übrig, als die Deutschen zu umgarnen.
Natürlich kann Varoufakis Schäuble nicht bedingungslos in dessen
Forderungen folgen, das wäre Verrat an seinen Wählern. Aber was, wenn
ihm gar nichts anderes übrig bleibt? Die neue Regierung muss
Wahlversprechen brechen – das wurde durch den Peitschenknall der
Europäischen Zentralbank nun deutlich. Varoufakis ist nicht nur bei
Schäuble in seinem Bemühen, auf Zeit zu spielen, abgeblitzt. Die
Währungshüter haben Tsipras und Co. die Pistole auf die Brust
gesetzt. Griechische Staatsanleihen können ab kommender Woche nicht
mehr als Sicherheit für frisches Geld hinterlegt werden. Das könnte
im schlimmsten Fall einen Großbrand nach sich ziehen, denn die
griechischen Banken müssen sich ihr Geld zu höheren Zinsen von der
heimischen Zentralbank besorgen. Gerät der Geldfluss ins Wanken,
dürfte der Euro-Austritt schnell auf der Tagesordnung stehen.
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