Thüringische Landeszeitung: Putins Spiel geht auf / Kommentar von Hartmut Kaczmarek zur Lage in der Ukraine

Die Ukraine zerfällt – und es ist niemand in Sicht,
der diesen Prozess aufhalten kann. Die Diplomatie ringt um den
Frieden in der Region – so lange aber Moskau sich nicht bewegt und
weiterhin unannehmbare Bedingungen für Gespräche stellt, wird sich
nichts bewegen. In Russland fehlt jeder Wille zum Einlenken – und
solange Putin auf einer geradezu nationalistischen Welle im eigenen
Land getragen wird, dürfte sich daran auch nichts ändern.

Das Referendum in der Ost-Ukraine, das am nächsten Sonntag über
die Bühne gehen soll, ist eine Farce. Aber genau so eine Farce wäre
eine Präsidentschaftswahl am 25. Mai, die ohne die Ost-Ukraine
stattfindet. Und das selbst, wenn das entsprechende Gesetz die
Abstimmung auch ohne die Beteiligung einzelner Landesteile als gültig
anerkenne würde.

Im Osten der Ukraine tobt faktisch ein Bürgerkrieg, den die
Regierung in Kiew nicht in den Griff kriegt. Die militärische
Machtdemonstration der vergangenen Tage ist eklatant gescheitert, die
Separatisten wehren sich – auch mit schweren Waffen, woher die auch
immer kommen mögen.

Und Putin braucht nicht mehr zu tun, als den Dingen ihren Lauf zu
lassen. Gezündelt hat er genug, jetzt breiten sich die Flammen in
weiten Teilen des Landes aus. Die Wut in der Ost-Ukraine auf die
Machthaber in Kiew wächst. Putins Spiel scheint aufzugehen: Selbst
wenn er die Ost-Ukraine nicht annektiert, wird das Land
auseinanderfallen, die Gegensätze sind zu groß. Der Westen muss
zusehen, wie Putin es schafft, durch Zündeleien und Annektionen dem
Westen die Grenzen seines Einflusses aufzuzeigen. Genau darum geht es
bei dieser gefährlichen Machtprobe. Die Menschen in der Ukraine sind
die Leidtragenden.

Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de

Weitere Informationen unter:
http://