Wer angenommen hatte, dass die Alternative für
Deutschland sich nach dem Einzug in die verschiedenen Parlamente
tummeln, wie die Feuerwehr loslegen und sich mit den
parlamentarischen Gepflogenheiten vertraut machen würde, sah sich
bald getäuscht: Die AfD, die zunächst die Euro-Skeptiker hinter sich
zu bringen suchte, beschäftigte sich fortan fast ausschließlich mit
sich selbst. Begann sich öffentlich zu zerfleischen und zerstören.
Alle innerparteilichen Konflikte, die zuvor um der Wählergunst willen
unter den Teppich gekehrt und nicht ausgetragen wurden, brachen auf,
kaum dass die frisch gekürten Mandatsträger ihre Plätze eingenommen
hatten. Die AfD, über deren Ausrichtung sich selbst
Politikwissenschaftler uneins sind, ist im Richtungsstreit gefangen
und denkt gar nicht daran, ihrem Wählerauftrag gerecht zu werden.
Statt zu arbeiten arbeitet sie sich an sich selbst ab.
Nun muss man das nicht wirklich bedauern. Wem der
rechtspopulistische Kurs der AfD und die teils krude Melange aus
neoliberalen und nationalkonservativen Tönen ohnehin ein Dorn im Auge
waren, der dürfte nun genüsslich verfolgen, wie der AfD-Chef Lucke
und seine Co-Vorsitzende Petry sich weiter gegenseitig madig machen
und den Platz an der Spitze beanspruchen – während ihre Partei den
Bach runtergeht und ihnen der Rückhalt ihrer Wähler abhanden kommt.
Denn die – das darf unterstellt werden – wollten genau das nicht:
Eine Partei, die sich wie die anderen geriert. Eine Partei, in der
die Führungskräfte in einen Machtkampf verstrickt sind und die selbst
in den eigenen Reihen nicht beherrscht, worauf es doch im Parlament
und in der politischen Arbeit überhaupt ankommt: eine Streitkultur,
die nicht den Menschen und letztlich die Partei demontiert, sondern
der Sache dient. Davon aber ist die AfD Lichtjahre entfernt. Sie
schafft sich gerade selbst ab.
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