Die Angst vor Überfremdung in Deutschland hat seit
gestern einen Namen: Suhl. Ab sofort wird die kleine südthüringische
Stadt immer wieder genannt, wenn die Integration von Flüchtlingen
hierzulande an ihre Grenzen stößt.
Das ist bedauerlich für alle Suhler, ärgerlich für Asylbewerber –
und leider ein gefundenes Fressen für all jene, die den Zustrom von
Ausländern einzig und allein als Last und nicht mal ansatzweise als
Chance für dieses Land begreifen. Schade, aber Suhl ist überall.
Die Respektlosigkeit eines jungen Mannes aus Afghanistan, der vor
den Augen von Muslimen eine Koranseite herausgerissen und in der
Toilette versenkt haben soll, war der Tropfen, der das Fass zum
Überlaufen brachte. Nicht wenige behaupten: Das war abzusehen. Wegen
Überfüllung des Flüchtlingsheimes, wegen Langeweile der Bewohner,
wegen ethnischer Konflikte habe eine derartige Eskalation in der Luft
gelegen. Und doch ist die Erschütterung groß, betrachtet man sich die
Schäden, die die Krawalle am Mittwochabend verursacht haben. Menschen
wurden verletzt, Sachen beschädigt, Kosten verursacht, aber am
schwersten wiegt der Imageschaden für die Politik. Denn jetzt ist
klar: So, wie Deutschland seine Flüchtlingspolitik betreibt, kann es
nicht weitergehen.
Die Krawalle im Suhler Flüchtlingsheim sollten aber auch alle
Wohlwollenden zur Kenntnis nehmen, führen sie uns doch vor Augen,
dass sich Deutschland mit der Aufnahme von Hunderttausenden
Flüchtlingen Probleme aufhalst. Plötzlich sind die ethnischen Unruhen
nicht mehr weit weg, sondern vor unserer Haustür. Die Gewalt, vor der
so viele Menschen aus ihren Heimatländern geflohen sind, kommt hier
wieder zum Vorschein. Das ist ein Kulturschock für uns Deutsche, aber
auch Asylbewerber werden sich das so nicht vorgestellt haben.
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