Thüringische Landeszeitung: Täglicher Rassismus – Diskriminierung ist in den USA Alltag / Leitartikel von Axel Zacharias zum Thema Rassenunruhen in den USA nach den tödlichen Schüssen von Ferguson

Es ist eine bittere Wahrheit, dass mit den USA das
Land, das andere Staaten gern ob seiner Demokratiefortschritte
bewertet, selbst Demokratiedefizite aufzuweisen hat. Wie sonst ist es
zu erklären, dass mit den Schwarzen und den Latinos zwei riesige
Bevölkerungsgruppen gefühlt weniger Chancen in der Gesellschaft
haben? Dies gilt auch gerade in Zeiten, in denen ein Farbiger
Präsident des Landes ist. Wenn solch große Gruppen dem Rechtssystem
der USA kein Vertrauen mehr entgegenbringen, ist etwas oberfaul.
Schließlich sitzen in den Gefängnissen deutlich mehr Schwarze als
Weiße, Gewalt und Willkür gegen Farbige und ein noch lange nicht
überwundener Rassismus sind traurige Realität, Gleichberechtigung ist
mitnichten erreicht.

Solche Befunde werden immer wieder durch Ereignisse wie eben jetzt
in Ferguson bestätigt. Sie wiederholen sich in regelmäßigen
Abständen. Häufig werden Jugendliche Opfer von Schüssen, abgefeuert
durch sich bedrängt fühlende Polizisten oder Bürgerwehrmitglieder wie
im Fall Trayvon Martin. Die Waffendichte in dem Land tut ein Übriges.

Benachteiligte Bevölkerungsgruppen können nur durch mehr Bildung
auf einen gesellschaftlichen Aufstieg hoffen. Die Wahrheit aber ist,
dass in jenen Schwarzenvierteln der Städte gerade die Schulen eher
verwahrlost sind. Die USA taugen gerade hier kaum als Vorbild, auch
wenn das Land immer wieder als angeblich beispielhaft in Sachen
Integration für Europa angeführt wird. Minderheiten sind auch in dem
Land, das sich selbst als Hüter der Demokratie versteht, nicht per se
gleichgestellt. Auch wenn die Rassentrennung dort seit 50 Jahren
abgeschafft ist: Diskriminierung ist Alltag.

Angesichts der politischen Erfolge der Republikaner in den
vergangenen Jahren scheint ein Paradigmenwechsel in Washington
unwahrscheinlich. Der tägliche Rassismus ist strukturell. Die
liberalen Bürger sind in der Minderheit.

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