Als „alter“ Kulturredakteur hat man schon viele
Ideen, Gutachten und Konzepte zur radikalen Umgestaltung der
Theaterlandschaft erlebt, aber selten etwas fachlich derart
Suboptimiertes wie das, was nun aus der Staatskanzlei dringt. Damit
ist klar: Hier werkeln keine Kenner der Materie, es wird bloß am
Grünen Tisch entschieden. Unglaublich ist da die Behauptung, es
herrsche bereits größtmöglicher Konsens unter den Intendanten über
die neue Struktur. Wären sie alle vollständig eingeweiht: Wie könnten
da Michaela Barchevitch in Gotha, Hasko Weber in Weimar und Ansgar
Haag in Eisenach einer Selbstamputation zustimmen?
Nein, es wird Druck gemacht und nun sicher aufs Tempo gedrückt.
Auch werden die kommunalen Theaterträger es erleben, dass bei
mangelnder Willfährigkeit Zuschusskürzungen drohen. Ohnehin macht
Linken-Minister Hoff keinen Hehl daraus, dass er am liebsten nur
Staatstheater im Lande hätte – und damit die volle Kontrolle. Ist das
demokratisch? Wer hat die Kulturbürger nach ihrer Meinung gefragt? –
Mir scheint das fast wie ein Rückfall in alte Zeiten, als die
Obrigkeit dekretierte – und alle kuschten.
Aber sind nicht sämtliche Häuser in unserer Theaterlandschaft –
der weltweit dichtesten! – mit Besuchern gut ausgelastet? Das hat
nicht zuletzt mit Vielfalt zu tun und auch mit freundschaftlicher
Konkurrenz unter den Bühnen. Dieser Wettbewerb fördert Kreativität
und Qualität.
Hoffs neues Konzept macht aus all dem – kulturalen Einheitsbrei.
Als hätten die Erfurter denselben Geschmack und dieselben Bedürfnisse
in der Oper wie die Weimarer, als hätten die Eisenacher und Gothaer
kein Recht auf ein eigenes Orchester und als seien Musiker beliebig
austauschbar, wird hemdsärmlig zusammenpüriert, was nicht zusammen
gehört. Und Weimar mit seiner Liszt-, Wagner- und Strauss-Tradition
ohne Oper? Da wenden auch auswärtige Besucher sich nur noch mit
Grauen.
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