Thüringische Landeszeitung: Tolerantes Thüringen – Gegen Egoismen undn parteipolitische Vorurteile / Leitartikel von Elmar Otto zur Flüchtlingskrise

Es war ein wichtiges Signal der Toleranz,
Weltoffenheit und Menschlichkeit, das an diesem Wochenende von
Thüringen und anderen Bundesländern ausging. Bürger empfingen Fremde
wie Freunde, Tränen flossen, auf beiden Seiten.

Ganz Deutschland hat bewiesen, dass es Menschen in Not hilft und
damit rechtspopulistische Hetzer und rechtsextreme Gewalttäter in die
Schranken gewiesen.

Es ist ein Beispiel, das auch in anderen EU-Staaten Schulen machen
sollte, damit Flüchtlinge, die durch Krieg und Vertreibung heimatlos
geworden sind und Hilfe brauchen, keine Angst vor Neonazis haben
müssen. Reiche Nationen wie die Bundesrepublik dürfen in Situationen
wie diesen nicht lamentieren, sondern müssen handeln.

Insofern ist es wichtig, dass die Herausforderung, vor die der
Flüchtlingsstrom die Verantwortlichen stellt, nicht an europäischen
Egoismen oder parteipolitischen Vorurteilen scheitert.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ein herzliches Willkommen nur
ein erster, wenn auch wichtiger Schritt ist. Doch ohne Integration
werden Flüchtlinge Ausgegrenzte bleiben. Deshalb ist es richtig, wenn
CDU-Bundesinnenminister de Maizière und Linke-Ministerpräsident
Ramelow gleichermaßen unbürokratischere Hilfe einfordern. Lehrer
dürfen mit Kindern, die kein Wort Deutsch sprechen, ebenso wenig
allein gelassen werden wie die Städte und Landkreise, die nicht
wissen, wie und wo sie die Menschen unterbringen sollen.

All das ist nicht zum Nulltarif zu haben. Und auch das muss
deutlich gesagt werden. Grünen-Bundestagsfraktionschefin
Göring-Eckardt dürfte recht haben, wenn sie bezweifelt, dass die
Krise ohne neue Steuern und ohne höhere Schulden zu bewältigen sein
wird. Wenn Deutsche den Gürtel enger schnallen müssen, um
Flüchtlingen zu helfen, wird sich zeigen, wie es wirklich um ihre
Solidarität bestellt ist.

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