Der Schockzustand nach dem Angriff auf die Grande
Nation hielt gestern unvermittelt an. Nach dem Anschlag auf die
Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ mit zwölf Toten ist die
französische Polizei den Tätern auf der Spur. Die Gerichte werden
nach deren Ergreifung ein entsprechendes Urteil fällen.
Unverhältnismäßig ist es derweil, aus dem Geschehenen Gewinn
erzielen zu wollen und mit den Ängsten der Bürger zu spielen. Die
Pegida-Bewegung kündigte an, mit Trauerflor auf die Straße gehen zu
wollen – in Erinnerung an die getöteten Journalisten. Es ist jene
Bewegung, die nicht müde wird, die Lügenpresse an den Pranger zu
stellen. Marine Le Pen vom rechten Front National forderte ein
Referendum für Frankreich über die Todesstrafe. Mehr noch: In einen
Krieg gegen den Fundamentalismus sollten die Franzosen ziehen. Auch
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg lässt etwas die Säbel rasseln,
wenn er sagt, dass das Militärbündnis im Kampf gegen den Terror
natürlich zusammenstehe.
Soll das die Lösung sein? Wohl kaum. Vielmehr sollte die Angst
beiseitegeschoben und ein stärkeres Miteinander gesucht werden.
Richtig ist es deshalb, wenn sich Muslime weltweit von derlei Taten
abgrenzen und sagen: „Das sind keine Muslime.“ Terrorismus zielt
immer darauf ab, Angst zu verbreiten. Die Menschen sollen allein mit
der Möglichkeit grausamer Anschläge in Besitz genommen werden.
Natürlich erfordert es ein gehöriges Maß an Mut, sich den Ängsten zu
stellen. Umfragewerte zeigen, dass ein Großteil der Deutschen den
Islam als Bedrohung ansieht. Es sind demnach nicht nur ein paar
tausend Pegida-Anhänger, die auf die Straße gehen. Die Angst vor dem
Islam ist offensichtlich weit mehr in den Köpfen verbreitet, als
einem lieb sein kann. Es verbietet sich, allen Muslimen
terroristische Absichten zu unterstellen. Auch das ist
unverhältnismäßig gegenüber dem tatsächlich gelebten Islam in
Deutschland und Europa.
Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de