Es wird allmählich einsam um AfD-Vorstandssprecher
Bernd Lucke. Mit dem Rücktritt von Hans-Olaf Henkel vom Amt des
Parteivizes geht ein Verfechter eines konservativ-liberalen Kurses
der Alternative für Deutschland, der nicht erst seit gestern vor den
„Rechtsideologen“ warnt, die dabei seien, die Partei zu übernehmen.
Er spricht von „charakterlichen Defiziten“ führender AfD-Politiker.
Wer damit gemeint ist, dürfte klar sein. Angesprochen darf sich
wohl der rechtskonservative Flügel fühlen, repräsentiert u.a. von
Brandenburgs Parteichef Alexander Gauland, Sachsens Frauke Petry,
Parteistiftungschef Konrad Adam oder Thüringens Björn Höcke, der mit
seiner „Erfurter Resolution“ der Partei einen Rechtsschwenk verordnen
will.
Der an sich honorige Henkel – er war schließlich lange Jahre
Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie – hatte genug
davon, sich mit den markigen Sprüchen seiner rechtslastigen Kollegen
auseinandersetzen zu müssen. Allerdings: Solche Persönlichkeiten wie
Henkel sind nötig, der AfD die Wählbarkeit im bürgerlich
-konservativen Lager zu sichern. Sechs Prozent bundesweit sind kein
Pappenstiel. Die zunehmend deutsch-nationalen Töne aber schrecken
solche Wählerklientel eher ab. Misstrauisch beäugte Henkel das
Fraternisieren Gaulands mit den Pegida-Organisatoren, die Sprüche
Höckes oder Petrys.
Der lange geleugnete Machtkampf an der Parteispitze ist nun
offenbar. Gauland griff den Henkel nahestehenden Lucke ja bereits als
„machtpolitisch agierend“ an. Dabei möchte der den Rechtsschwenk zu
Ausländerfeindlichkeit und Islamophobie nur nicht mittragen. Der
Ökonomie-Professor aus Hamburg will seine junge Partei aus der Krise
herausführen. Das ist ihm bisher nicht gelungen. So wird es wohl im
Juni beim Kasseler Parteitag zur Entscheidung über den endgültigen
Kurs der Partei kommen.
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