Eigentlich hatte Martin Winterkorn doch erst vor
wenigen Wochen die Zukunft der Autohersteller ins Digitale verlegt –
nun holt den Chef des Autokonzerns Volkswagen die Tatsache ein, dass
manche Abteilung offenbar schon früher Ressourcen in die Entwicklung
von Bereichen gesteckt hat, die sich nicht direkt im Motor befinden.
Die Affäre um die Manipulation von Abgaswerten hebt das
Misstrauen, das viele motorisierte Bürger gegenüber
Automobilherstellern hegen, auf eine neue Stufe. Ohnehin war den
meisten Autofahrern klar, dass die in Verkaufsprospekten angegebenen
Verbrauchswerte im wirklichen Leben nicht zu erreichen sind. Nun weiß
man, dass auch die formell recht sparsamen Diesel-Motoren nicht das
halten, was das Gesetz und die Verbraucher von ihnen verlangen.
Stattdessen hat Volkswagen Geld in die Entwicklung einer Software
investiert, die erkennt, wann es im Labor um die Wurst geht und wann
vorschriftsmäßige Abgaswerte nicht unbedingt sein müssen. An
kreativen Köpfen scheint es bei den Wolfsburgern also nicht zu
mangeln. Sollte sich herausstellen, dass die Konzernspitze von den
Manipulationen wusste oder durch bewusst geschaffene Strukturen Sorge
dafür getragen hat, dass sie ermöglicht wurden, muss der zuständige
Vorstand zurücktreten.
Doch bei allem bestehenden Misstrauen: Dass staatliche Prüfstellen
aktiv hinters Licht geführt wurden, stellt eine neue Qualität dar und
wird die deutsche Vorzeige-Industrie lange in Atem halten. Kindern
wird erzählt: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er
auch die Wahrheit spricht.“ Angefangen bei VW beginnt nun das große
Zittern, dass die Autobranche deshalb in Zukunft härter angefasst
wird.
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