Thüringische Landeszeitung: Zu viele kamen davon / Kommentar von Willi Germund zum Urteil gegen zwei Verantwortliche der Rote-Khmer-Führung in Phnom Penh

Die beiden greisen Angeklagten Nuon Chea und Khieu
Samphan haben die lebenslange Strafe verdient. 35 Jahre nach dem Ende
des Terrorregimes in Kambodscha muss unmissverständlich klar bleiben:
Der Arm der Justiz ermüdet nicht. Leider hat die kambodschanische
Form der Vergangenheitsbewältigung auch die überlebenden Opfer
bestraft. Sie mussten Jahrzehnte auf den Urteilsspruch warten.
Deshalb stellt der Kriegsverbrecherprozess in Kambodscha in erster
Linie eine Warnung an die Länder dar, die als Alternative zum
Internationalen Gerichtshofs in Den Haag Vergangenheitsbewältigung à
la Kambodscha wollen. Im Fall des südostasiatischen Landes wurde
keine Gerechtigkeit ausgeübt. Sie wurde manipuliert. Mit Nuon Chea
und Khieu Samphan wurden zwei Mitglieder der Führungsetage der roten
Khmer verurteilt, die nicht mehr wichtig sind. Aber viele andere
Funktionäre der Terrortruppe kommen ungeschoren davon. Sie genießen
ein privilegiertes Leben, weil sie von Präsident Hun Sen geschützt
werden. Die Gerechtigkeit in Kambodscha ist keine Gerechtigkeit, weil
sie lediglich für einige greise Pechvögel gilt. Das ist neben
Kambodschas starkem Mann Hun Sen Ländern wie den USA zu verdanken,
die dem internationalen Gerichtshof Anerkennung verweigern.

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