TÜV Rheinland-Risikostudie: Deutsche Unternehmen zwischen Mut und Leichtsinn – kurzfristiger finanzieller Erfolg steht im Mittelpunkt unternehmerischen Handelns (BILD)

TÜV Rheinland-Risikostudie: Deutsche Unternehmen zwischen Mut und Leichtsinn – kurzfristiger finanzieller Erfolg steht im Mittelpunkt unternehmerischen Handelns (BILD)
 

Wie die repräsentative „TÜV Rheinland-Risikostudie mit dem
Schwerpunkt deutscher Mittelstand“ zeigt, fehlt in mittelständischen
Unternehmen eine ganzheitliche Risikobetrachtung. So fließen
hauptsächlich wirtschaftliche Aspekte in die Risikobetrachtung ein –
ökologische und soziale Aspekte in wesentlich geringerem Umfang.
Lediglich 48% der Unternehmen messen und bewerten ihre Maßnahmen zur
Risikominimierung.

Die Geschäftsführer und Verantwortlichen für das Risikomanagement
von 605 Unternehmen wurden für die „TÜV Rheinland-Risikostudie“
befragt. Davon konnten 20 % der Befragten keine Angaben zu den
Risiken im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens
machen.

Gabriele Rauße, Geschäftsführerin bei TÜV Rheinland: „Deutsche
Unternehmer balancieren zwischen Mut und Leichtsinn, wie die
Ergebnisse unserer Studie eindeutig zeigen. Risiken, die falsch
eingeschätzt oder nicht erkannt werden, bedrohen dabei massiv die
Existenz der Unternehmen. Unternehmen blenden in ihren Planungen die
Anforderungen von Banken, Lieferketten und Kunden offenbar komplett
aus. Für den Wettbewerb entscheidende globale Trends, wie zum
Beispiel Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung, werden
größtenteils ignoriert.“

Unternehmen agieren immer im Spannungsfeld zwischen Risiko,
Nachhaltigkeit und globalen Trends und müssen Risiken erkennen und
richtig einschätzen. Der deutsche Mittelstand nimmt hauptsächlich
Faktoren wahr, die unmittelbar auf seine monetäre Situation einwirken
wie Wettbewerb, Konjunktur, Fachkräftemangel und steuerliche
Reglementierungen. Aspekte wie Ökologie und Soziales spielen bei der
Risikoeinschätzung kaum eine Rolle.

Gerade dort, wo sich für Entscheider der Spielraum für
individuelle Einflussmöglichkeiten eröffnet, wie zum Beispiel in den
Bereichen Umwelt, Mitarbeitersicherheit und -gesundheit oder
Nachfolgeregelungen, sehen die Unternehmer keine Risiken und keinen
Handlungsbedarf. Die weniger stark bis gar nicht beeinflussbaren
Faktoren wie beispielsweise Wettbewerb, Konjunktur oder Gesetzgebung
werden hingegen als riskanter wahrgenommen. Insgesamt wird bei vielen
Fragestellungen die fehlende Risikosensibilität deutlich, da alle
genannten Risiken als niedrig oder eher niedrig eingeschätzt werden.

Gleichzeitig wird in der „TÜV Rheinland-Risikostudie“ deutlich,
dass den Mittelstand eine hohe Risikobereitschaft auszeichnet – 43 %
aller Befragten schätzen sich im Vergleich zu ihren Mitbürgern als
risikofreudiger ein. Paart sich geringe Risikosensibilität mit hoher
Risikobereitschaft, kann dies die Existenz von Unternehmen massiv
gefährden.

Großer Nachholbedarf besteht laut Studienergebnis ebenso beim
Thema Risikomanagement. 25 % aller befragten Unternehmen haben kein
Managementsystem und rund 30 % nehmen keinerlei Risikosteuerung vor.
Standardisierte Messmethoden und Analysen werden nur von 9 %
umgesetzt. Ökologische und soziale Faktoren spielen auch hier kaum
eine Rolle, geeignete flächendeckende Maßnahmen in diesen Bereichen
sind stark defizitär. Insgesamt sehen über zwei Drittel der Befragten
noch Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Sicherung der
Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens.

Neben dem Umgang mit Risiken und deren Steuerung offenbart sich in
der Studie aber auch eine fehlende Sensibilität hinsichtlich der
Bedeutung der Maßnahmenbewertung und -kommunikation, die zur
Erhaltung der Zukunftsfähigkeit ergriffen werden. Mehr als die Hälfte
aller Unternehmen überprüft weder die Wirkung der Maßnahmen, noch
werden diese veröffentlicht. Hier verspielen Unternehmer leichtsinnig
ihre Chancen auf Verbesserung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens,
denn sie wissen weder, ob sie die Dinge richtig tun – noch ob sie die
richtigen Dinge tun, um die Zukunft ihres Unternehmens zu sichern. 14
% halten sogar eine Evaluation für grundsätzlich nicht sinnvoll. Wenn
über eingeleitete Schritte informiert wird, spricht nur etwa jedes
vierte Unternehmen die eigenen Mitarbeiter an. Maßnahmen werden fast
ausschließlich lokal kommuniziert und die neuen Medien mit ihren
Wirkungspotenzialen spielen kaum eine Rolle.

Dr. Stefan Poppelreuter, Projektverantwortlicher der Studie bei
TÜV Rheinland: „Mancher deutsche Mittelständler erinnert an einen
Fahranfänger – geringe Risikosensibilität bei gleichzeitig hoher
Risikobereitschaft. Um nicht aus der Kurve zu fliegen, ist ein
begleitendes Risikomanagement dringend zu empfehlen.“

Studienhintergrund: Methodik der Studie

Die „TÜV Rheinland-Risikostudie“ legt den Fokus auf den deutschen
Mittelstand. Ziel war es, Aufschluss darüber zu bekommen, welche
Risiken in mittelständischen Unternehmen wahrgenommen werden, wie
solche Risiken eingeschätzt werden und wie Risikomanagement
stattfindet. Im Rahmen eines kurzen – etwa 15-minütigen –
Telefoninterviews (CATI – Computer Assisted Telephone Interview)
wurden 605 mittelständische Unternehmen befragt. Dabei wurden die
Inhaber/Geschäftsführer oder – falls vorhanden – die für
Risikomanagement im Unternehmen zuständigen Personen für die
Interviews herangezogen. Der Interviewleitfaden setzte sich aus
geschlossenen und offenen Fragen zusammen und wurde speziell für die
Erhebung entwickelt. Die Interviews wurden im Zeitraum vom 2.
September 2013 bis zum 30. September 2013 geführt.

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