Zwei von drei
Unternehmensführern weltweit (67 Prozent) beurteilen die Aussichten
auf wirtschaftliches Wachstum in Europa optimistischer als noch im
Frühjahr 2010. Sorgen machen ihnen allerdings Staatsverschuldung und
Haushaltsdefizite der europäischen Staaten. Das geht aus einer
Untersuchung hervor, die der Managementberatungs-, Technologie- und
Outsourcing-Dienstleister Accenture im Auftrag der „Federation of
Enterprises in Belgium“ (FEB) heute in Brüssel vorgelegt hat.
Für die Untersuchung hat Accenture 400 Vorstände und
Geschäftsführer von Unternehmen befragt, sowohl in der EU als auch
weltweit. Mehr als die Hälfte der Befragten sehen langfristig
Potential für mehr Wachstum in Europa: 45 Prozent planen ihre
Investitionen in Europa in den nächsten drei Jahren zwischen sechs
und 20 Prozent zu erhöhen. Jeder Zehnte will Investitionen seines
Unternehmens um mehr als 20 Prozent aufstocken.
Dennoch: Die europäischen Regierungen sollten an ihren Programmen
zur Haushaltskonsolidierung festhalten, signalisieren die
Wirtschaftsführer. Als –zu langsam– oder nur –nahezu adäquat–
beurteilen 71 Prozent der Befragten die Maßnahmen, mit denen die
Staaten Defizite abbauen und Schulden verringern wollen. Schließlich
sei makroökonomische Stabilität die Grundlage für langfristiges
Vertrauen in den Wirtschaftsraum – und damit weitere Investitionen.
„Europa muss stärker als bislang auf seine Kernkompetenzen setzen,
sonst wird es hinter andere Wirtschaftsräume zurückfallen“, sagte
Mark Spelman, der den Bereich Strategieberatung von Accenture
weltweit leitet. „Europa hat hochqualifizierte und vielseitig
ausgebildete Arbeitskräfte. Doch bleibt der der europäische
Arbeitsmarkt hinter dem US-amerikanischen zurück, in Sachen
Produktivität und Beschäftigungsquote. Europa hat exzellente
wissenschaftliche Einrichtungen, starke Grundlagenforschung und viele
forschende Unternehmen. Aber zu selten entstehen daraus erfolgreiche
Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle.“
Laut der Untersuchung gibt es vier wesentliche Triebkräfte für
Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze in Europa:
1. Demografische Entwicklung: Die Bevölkerung Europas altert,
wodurch Bedarf für neue Angebote in den Sparten Gesundheit, Finanzen,
Tourismus, Freizeit und Konsumgüter entsteht.
2. Druck auf natürliche Ressourcen: Weltweit werden Ressourcen wie
Wasser, Energie und Nahrungsmittel knapp. Das bedeutet Marktchancen
für Lösungen „Made in Europe“: Umwelttechnologien, Windkraftanlagen,
Verfahren zur CO2-Abscheidung und -speicherung, sowie Technik für
intelligente Gebäude und Städte, die Agrarwirtschaft und das
Wassermanagement.
3. Neue Technologien: Breitband, Cloud Computing, mobiles
Internet, Roboter- und Werkstofftechnik sowie Nano- und
Bio-Technologie verändern Geschäftsmodelle und damit den Wettbewerb.
Das betrifft so unterschiedliche Branchen wie Bildung, Gesundheit,
Musik, Fertigung, Transport und Logistik.
4. Chancen in Schwellenländern: In den „Emerging Markets“ wächst
die kaufkräftige Mittelschicht. Damit entsteht Nachfrage zum Beispiel
nach Haushaltselektronik, Autos sowie Finanzdienstleistungen. Die
Urbanisierung in den Schwellenländern beschleunigt den Bedarf an
„harter“ Infrastruktur (Transport, Kommunikation) sowie an „weicher“
Infrastruktur (Gesundheitsdienstleistungen, Bildung).
Laut Untersuchung sehen die Unternehmensführer Handlungsbedarf,
damit sich diese Triebkräfte in Europa entfalten können:
– Die öffentlichen Finanzen müssen stabilisiert werden. Es sollte
ein Frühwarnsystem entwickelt werden, um volkswirtschaftliche
Ungleichgewichte und Finanzkrisen zu vermeiden.
– Wachstumshemmnisse für kleine und mittelständische Unternehmen
(KMU) sollten beseitigt werden, etwa durch Regulierungs- und
Steuervereinfachungen.
– Es gilt, die Freizügigkeit von Beschäftigten in der EU
verbessern und mehr in die Ausbildung in Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaft und Technik (MINT) zu investieren.
– ITK und digitale Medien sollten gefördert werden, etwa durch
klare Regulierungen und Zugang des Großteils der Bevölkerung zum
Breitband-Internet.
– Notwendig ist eine Stärkung der Innovationskraft, zum Beispiel
durch Konzentration auf Innovationen im Dienstleistungssektor
und den Einsatz von Technologien, die den Wissensaustausch
verbessern.
– Einer europäischen Industriestrategie kann neues Leben
eingehaucht werden, indem Dienstleistungssektor und Industrie
besser verknüpft und Kompetenzzentren in Schlüsseltechnologien
und -branchen aufgebaut werden.
– Sehr wichtig sind eine stärkere Zusammenarbeit mit
Schwellenländern (Ausbau der „Wirtschaftsdiplomatie“) und die
Unterstützung europäischer Unternehmen bei der
Ausland-Expansion.
Über die Studie
Die Studie „Europe in Tomorrow–s World“ ist eine Initiative der
„Federation of Enterprises in Belgium“ (FEB) und wurde von Accenture
von März bis April 2011 durchgeführt. Sie basiert maßgeblich auf der
Befragung von mehr als 400 Geschäftsverantwortlichen kleiner,
mittlerer und großer Unternehmen. Vorgestellt wurde sie auf dem
„European Business Summit 2011“. Das Treffen wurde heute offiziell
vom FEB und BUSINESSEUROPE, dem Dachverband der europäischen
Wirtschaft, eröffnet.
Über Accenture
Accenture ist ein weltweit agierender Managementberatungs-,
Technologie- und Outsourcing-Dienstleister. Das Unternehmen bringt
umfassende Projekterfahrung, fundierte Fähigkeiten über alle Branchen
und Unternehmensbereiche hinweg und Wissen aus qualifizierten
Analysen der weltweit erfolgreichsten Unternehmen in eine
partnerschaftliche Zusammenarbeit mit seinen Kunden ein. Mit rund
215.000 Mitarbeitern, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind,
erwirtschaftete Accenture im vergangenen Fiskaljahr (zum 31. August
2010) einen Nettoumsatz von 21,6 Mrd. US-Dollar. Die Internetadresse
lautet www.accenture.de .
Über die Federation of Enterprises in Belgium (FEB) Die
Vereinigung von Unternehmen in Belgien (FEB) ist die einzige
multisektorale Arbeitgeberorganisation, die Unternehmen aller drei
Regionen in Belgien repräsentiert. Die Mitglieder sind Belgiens
führende Branchenverbände und vertreten Unternehmen der wichtigsten
Dienstleitungs- und Industriebranchen des Landes. www.feb.de
Über BUSINESSEUROPE
BUSINESSEUROPE repräsentiert als Dachverband der europäischen
Wirtschaft kleine, mittelständische und Großunternehmen. Der
Dachverband ist seit 1958 in europäischen Angelegenheiten aktiv. Die
Mitglieder von BUSINESSEUROPE sind 40 wichtige Industrie- und
Arbeitgebervereinigungen aus 34 Ländern. Sie arbeiten gemeinsam am
Wachstum und der Wettbewerbsfähigkeit Europas. www.businesseurope.eu
Kontakt:
Accenture
Allen Valahu Tel. + 33 1 53 23 57 54 – allen.valahu@accenture.com
Jens Derksen Tel. + 49 6173 9461393 – jens.derksen@accenture.com
FEB
Sébastien Procureur Tel. +32 2 515 08 77 – sp@vbo-feb.be
EBS
Elie Naudts Tel. +32 2 515 09 18 – press@ebsummit.eu
BUSINESSEUROPE
Peter Vertessy Tel. +32 2 2376503 – p.vertessy@businesseurope.eu