Verfassungsschutz warnt vor möglichen Cyberangriffen auf kritische Infrastruktur

Verfassungsschutzpräsident Hans Georg Maaßen warnt
vor möglichen Cyberangriffen auf die kritische Infrastruktur in
Deutschland.

Deutschland sei im Fokus von ausländischen Nachrichtendiensten
„mit dem Ziel, in Deutschland sabotage-vorbereitende Maßnahmen
durchzuführen. Das heißt Malware zu implementieren in kritischen
Infrastrukturen, um vielleicht für den Zeitpunkt X, wenn es zu einer
politischen Auseinandersetzung kommen sollte, diese scharf zu
schalten“, sagte Maaßen dem rbb Inforadio am Montag. Der
Verfassungsschutzchef erinnerte an den Cyberangriff auf ein
ukrainisches Kraftwerk im Dezember 2018: Zeitgleich habe man auch
einen Angriff auf deutsche Einrichtungen festgestellt. „Der gleiche
Angreifer mit der gleichen Schadware hat auch versucht, deutsche
Infrastruktur anzugreifen.“ Für den Angriff hatten die deutschen
Sicherheitsbehörden seinerzeit Russland verantwortlich gemacht.

Die Gefahr sei den Trägern der kritischen Infrastrukturen bekannt,
so Maaßen, und diese stellten sich darauf ein. Deutschland biete
jedoch eine große Angriffsfläche, „weil vieles, wenn nicht sogar
mittlerweile fast alles, mit dem Internet vernetzt ist.“ Eine einzige
Schwachstelle reiche dem Angreifer aus. Derartige hybride Maßnahmen
müssten in einem politischen Kontext gesehen werden, so Maaßen.
„Desinformation, Propaganda, Sabotage sind Maßnahmen deutlich
unterhalb der Kriegsschwelle, aber oberhalb der
diplomatisch-politischen Auseinandersetzung. Wenn man auf
diplomatischem Parkett keine gewünschten Ergebnisse erzielt, versucht
man es auf andere Art und Weise“. Dazu zähle das geheime Verbreiten
von Propaganda oder eben auch Sabotageaktionen, wo der Urheber nicht
bekannt sei. „Das Ziel ist, entweder Deutschland zu einem bestimmten
Verhalten zu bringen, oder dass Deutschland mit sich selber
beschäftigt und außenpolitisch nicht mehr mit zwei freien,
ungebundenen Händen agieren kann“. Zur Anwendung kämen solche
Maßnahmen dann, „wenn es auf politischem oder diplomatischem Parkett
für das Gegenüber nicht mehr weitergeht“.

Maaßen fordert gesetzliche Grundlage für „Hackback“

Maaßen forderte eine gesetzliche Grundlage, um Deutschland die
Möglichkeit eines „Hackback“ zu geben. Es gehe nicht nur darum, die
Server eines Gegners zu zerstören. „Wenn wir sehen, von deutschen
Rechnern fließen Daten ab, dass diese Daten erst gar nicht beim
Gegner ankommen, dass heißt im Verlauf gelöscht werden können“, so
Maaßen im rbb Inforadio. So könnten Daten beispielsweise gelöscht
werden, wenn sie auf einem Server, der in einem Drittstaat liege,
gelöscht werden. „Das ist für uns ein wichtiges Ziel, das wir
erreichen wollen“. Dazu brauche man die Unterstützung des
Gesetzgebers und die entsprechende Technik. Darüber hinaus brauche
man die Möglichkeit, die Malware eines Angreifers zu manipulieren,
und im Gegenzug ausländische Rechner zu infiltrieren: „Dass wir
sehen, was der Gegner mit diesen Daten macht und wohin sie weiter
fließen, wie ein Spion, der einfach umgedreht wird und jetzt für uns
arbeitet und nicht mehr für den Gegner“. Natürlich, so der
Verfassungsschutzchef, brauche man auch die Fähigkeit, in
Krisensituationen ausländische Server so zu beschädigen, dass von
ihnen keine Gefahr mehr für die kritische Infrastruktur in
Deutschland ausgehe.

+++ Das vollständige Interview können Sie hier nachhören:
http://ots.de/AoXTDt

Pressekontakt:
Rundfunk Berlin- Brandenburg
INFOradio
Chef / Chefin vom Dienst
Tel.: 030 – 97993 – 37400
Mail: info@inforadio.de

Original-Content von: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), übermittelt durch news aktuell