Volkshochschulen fordern eine Aufwertung der allgemeinen Weiterbildung

Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens fordern die
Volkshochschulen in Deutschland eine Aufwertung der allgemeinen
Weiterbildung. Angesichts großer gesellschaftspolitischer
Herausforderungen und sinkender Halbwertszeit von Wissen gelte es,
mehr Menschen für lebenslanges Lernen zu gewinnen. „Deutschland
verfügt mit den rund 900 Volkshochschulen über ein weltweit
einzigartiges Netz an Weiterbildungseinrichtungen in kommunaler
Trägerschaft. Dieses Potenzial müssen wir noch viel besser nutzen, um
Menschen mit den nötigen Kenntnissen für ein selbstbestimmtes Leben,
für gesellschaftliche Teilhabe und für demokratische Meinungsbildung
auszustatten“, sagte Annegret Kramp-Karrenbauer, Präsidentin des
Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) am Mittwoch vor der
Bundespressekonferenz.

Die Volkshochschulen in Deutschland warnen vor einem
Weiterbildungsverständnis, das allein auf unmittelbare berufliche
Verwertbarkeit abzielt. Vielmehr erfordern tiefgreifende
Veränderungen wie Globalisierung und Digitalisierung ein breites
Allgemeinwissen, um die individuelle Handlungs- und Urteilsfähigkeit
zu stärken. Ein in Schule und Ausbildung erworbener Bildungsvorrat
reicht nicht aus, um das gesamte (Erwerbs-)Leben zu bestreiten. Hinzu
kommt, dass immer noch zu viele junge Menschen die Schule ohne
Abschluss verlassen, funktionaler Analphabetismus in Deutschland noch
immer weit verbreitet ist, Einkommensschwache und Geringqualifizierte
zu selten Weiterbildung in Anspruch nehmen, großer Nachholbedarf bei
digitalen Kompetenzen besteht und der Bildungsstand unter Menschen
mit Migrationsgeschichte durchschnittlich niedriger ist als in der
Gesamtbevölkerung.

„Volkshochschulen sind als einziger Weiterbildungsanbieter
bundesweit vor Ort präsent. Wir sind immer in der Nähe und uns ist
jeder willkommen, der seinen Horizont erweitern möchte“, erläuterte
die DVV-Präsidentin.

Volkshochschulen haben zudem mehrfach bewiesen, dass sie in der
Lage sind, bundesweite Förderprogramme erfolgreich auszurollen, sei
es im Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“, als
stärkster Partner in der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und
Grundbildung oder in der deutschsprachigen und beruflichen
Qualifizierung von Geflüchteten.

Um diese Rolle künftig noch wirkungsvoller wahrnehmen zu können,
fordern Volkshochschulen

1. die Aufnahme der allgemeinen Weiterbildung in die Nationale
Weiterbildungsstrategie, gleichberechtigt zur beruflichen Bildung.

2. einen Digitalpakt Weiterbildung analog zum Digitalpakt Schule,
der die öffentlichen Weiterbildungseinrichtungen in die Lage
versetzt, ihre Ausstattung und ihre Lernformate an die Erfordernisse
der digitalen Gesellschaft anzupassen und ihr Personal entsprechend
zu qualifizieren. Digitale Informationszentren sollen in den Kommunen
als Anlaufstellen fungieren und die Medien- und Informationskompetenz
der breiten Bevölkerung stärken.

3. die Ausweitung der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und
Grundbildung, insbesondere mit dem Ziel, mehr Menschen mit
Alphabetisierungs- und Grundbildungsbedarf zu erreichen, Lehrkräfte
weiter zu professionalisieren und Lernangebote bedarfsgerecht
weiterzuentwickeln.

4. das Recht auf ein Nachholen von Grundbildung und
Schulabschlüssen auch im Erwachsenenalter.

5. gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland auch bezüglich
der Weiterbildungschancen. Aufnahme konkreter Handlungsempfehlungen
in den 5-Punkte-„Plan für Deutschland“ der Regierungskommission, um
die Weiterbildungsversorgung und -teilnahme der Menschen in
strukturschwachen Räumen zu verbessern.

„Die Beteiligung der breiten Bevölkerung – insbesondere
bildungsbenachteiligter Gruppen – an Weiterbildung ermöglicht
gesellschaftliche Teilhabe und fördert Zusammenhalt und
Chancengerechtigkeit“, sagte DVV-Präsidentin Kramp-Karrenbauer.

Die Volkshochschulen in Deutschland stellen ihr Programm für das
aktuelle Herbst-/Wintersemester unter das Motto „zusammenleben.
zusammenhalten“ und bieten vielfältige Gelegenheiten für Begegnung
und Dialog. Den Auftakt bildet die die Lange Nacht der
Volkshochschulen am Freitag, 20. September. Mit mehr als 400
beteiligten Einrichtungen ist es die größte Publikumsaktion in der
100-jährigen Geschichte der Volkshochschulen. Das diesjährige
vhs-Jubiläum geht zurück auf die Weimarer Verfassung. Sie legte 1919
den Grundstein für eine freie, staatlich geförderte Weiterbildung,
die sich an den Bildungsbedürfnissen der Menschen orientiert. Es war
die Geburtsstunde der Volkshochschulen mit ihrer einzigartigen
Programmvielfalt.

Digitale Pressemappe unter
www.volkshochschule.de/presse-lange-nacht

Pressekontakt:
Simone Kaucher, Pressesprecherin,
Tel. 0228 / 975 69 – 11,
E-Mail: kaucher@dvv-vhs.de

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