Von Bechtolsheim frustriertüber deutsche Bürokratie / Der deutsche Silicon-Valley-Star will nicht mehr in Deutschland investieren / Erste Anzeichen einer Spekulationsblase im Silicon Valley

Andreas von Bechtolsheim (59), der Mitgründer,
Chief Development Officer und Chairman von Arista Networks, einem
börsennotierten Hersteller von Netzwerkschaltern im kalifornischen
Santa Clara, äußert sich in einem Interview kritisch über das
derzeitige Investitionsklima im Silicon Valley: Der Deutsche sieht
erste Anzeichen für eine Spekulationsblase. „Die Stimmung ist etwas
euphorisch“, sagte er dem Hamburger Wirtschaftsmagazin BILANZ. „Es
gibt Indizien, die nachdenklich machen, zum Beispiel die Zahl der
Firmen, die mit über einer Milliarde Dollar bewertet sind oder die
für mehrere Milliarden Dollar aufgekauft wurden, obwohl der
Geschäftserfolg noch weit in der Zukunft liegt.“ Es werde in diesem
Jahr „mehr Wagniskapital investiert als je zuvor“ mit Ausnahme der
Jahre 1999 und 2000, kurz bevor die erste Spekulationsblase der
sogenannten New Economy platzte.

Aufgrund der teilweise stark überhöhten Unternehmensbewertungen
würde es für immer mehr Wagniskapitalgeber (Venture Capital)
unmöglich, überhaupt noch gute Geschäfte zu machen: „Schätzungsweise
80 Prozent aller Venture-Profite werden von den 20 bekanntesten
Beteiligungsfirmen realisiert, obwohl es in den USA über 800 solcher
Firmen gibt. Venture Capital ist ein unglaublich schwieriges
Geschäft: Wer keinen Zugang zu den besten Deals hat, der kann kaum
Geld verdienen, außer, er landet einen Glückstreffer.“ In den USA, so
von Bechtolsheim gegenüber BILANZ, würden jedes Jahr ungezählte
Firmen mit Wagniskapital finanziert, „die Hälfte davon allein im
Silicon Valley. Aber von tausend Firmen werden vielleicht nur zehn
sehr erfolgreich“. Dies entspreche „einer Trefferquote von einem
Prozent“.

Von Bechtolsheim, der laut BILANZ über ein geschätztes Vermögen
von 4,1 Milliarden Euro verfügt, hat selbst in etliche Unternehmen
investiert, darunter auch in das Berliner Software-Unternehmen Number
Four. Seine Erfahrungen mit der deutschen Bürokratie haben ihn jedoch
ernüchtert. „Die Komplexität, in eine deutsche Firma zu investieren,
war so hoch, dass ich das nicht wieder machen werde: Zur Beglaubigung
jeder Unterschrift musste ich zum Generalkonsulat nach San Francisco
fahren. Das ist im heutigen Zeitalter, wo alles andere elektronisch
geht, etwas seltsam und ein Grund, dass amerikanische Investoren sich
nur selten an deutschen Start-ups beteiligen.“

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Klaus Boldt
Redaktion BILANZ
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