Warum hohe Rabatte auf Stellenpakete oft irreführend sind – und wie Arbeitgeber echte Preisvorteile erkennen

„Bis zu 60% sparen!“ Häufig sind solche Überschriften zum Themenfeld Stellenanzeigen schalten und Stellenpakete zu lesen. Agenturen für Stellenanzeigen kaufen große Kontingente bei Jobbörsen ein und geben als Reseller diese Preisvorteile – in der Regel mit weiteren Services on top – zu beiderseitigem Vorteil an Arbeitgeber weiter.

Doch wie sind Rabatte in den Angeboten häufig eigentlich kalkuliert? Ein genauerer Blick auf die Struktur von Stellenpaketen einiger Marktbegleiter zeigt: Die ausgewiesene Ersparnis basiert oft auf kalkulatorischen Muster, die im Detail zu hinterfragen sind und leider nicht selten mit tatsächlichen Ersparnissen wenig zu tun haben. Mit unserer Checkliste können Sie vor der Buchung die Zusammensetzung transparent prüfen.

Wie die Rabatt-Rechnung leider häufiger aussieht

Um einen scheinbar hohen Rabatt auszuweisen, werden Stellenpakete häufig nach einem bestimmten Muster zusammengestellt:

Basismedien zu marktüblichen Preisen: StepStone, Indeed oder LinkedIn werden zu realistischen Konditionen eingerechnet – hier sind echte Rabatte von 20-40% möglich.

Hauseigene Jobbörsen zu überhöhten Preisen: Viele Agenturen betreiben eigene Jobportale oder haben exklusive Partnerschaften mit No-Name-Börsen. Diese werden mit überhöhten Listenpreisen in die Kalkulation aufgenommen.

Netzwerkpartner doppelt berechnen: Medien, die bereits im Verteilernetzwerk eines bezahlten Portals enthalten sind, werden als separate Position mit eigenem Listenpreis aufgeführt – obwohl sie ohnehin ausgespielt würden.

Unklare Budgetangaben: Bei performancebasierten Kanälen wie z.B. Indeed steht oft nur „Klickbudget“ – ohne Angabe, ob es sich um nahezu wirkungslose 80 Euro oder wirklich relevante 400+ Euro handelt.

Stellenpakete-Rabatte: Die häufigsten Muster im Detail

Muster 1: Netzwerkpartner als separate Position

Große Jobbörsen wie StepStone, Jobware oder FAZjob.net betreiben eigene Verteilernetzwerke. Wenn Sie dort eine Anzeige schalten, wird diese automatisch an zahlreiche Partnerportale weitergeleitet – ohne Zusatzkosten.

Unseriöse Anbieter listen diese Netzwerkpartner als separate Positionen mit eigenen Listenpreisen auf. So wird aus einer StepStone-Anzeige plötzlich ein „Paket mit 8 Medien“ – obwohl Sie nur ein Medium bezahlen und die anderen ohnehin bekommen hätten.

Warnsignal: Wenn ein Paket viele Portale enthält, deren Namen Sie nicht kennen, handelt es sich häufig um Netzwerkpartner größerer Börsen – oder um Portale ohne nennenswerte Reichweite.

Muster 2: Indeed ohne konkretes Budget

Indeed arbeitet nach dem Cost-per-Click-Modell: Sie zahlen für jeden Klick auf Ihre Anzeige. Die Höhe des Budgets entscheidet maßgeblich über die Sichtbarkeit.

Das Problem: Viele Angebote listen nur „Indeed (Klickbudget)“ – ohne konkrete Zahl. Der Unterschied ist enorm:

Budget / Erwartbare Klicks*  /  Bewertung

50–80 Euro  / 30–60 / Nahezu wirkungslos

150–250 Euro / 100–200 / Minimale Wirkung

400+ Euro / 300–500+ / Relevante Reichweite

*Je nach Branche, Region und Wettbewerb; Klickpreise variieren zwischen 0,80 und 2,50 Euro

Muster 3: LinkedIn-JobSlots mit ausgewiesenem Preis

LinkedIn bietet über sogenannte JobSlots die Möglichkeit, Stellenanzeigen für einen festgelegten Zeitraum zu schalten. Viele Agenturen haben solche Kontingente eingekauft und können diese weitergeben.

Problem: Laut den AGB von LinkedIn dürfen JobSlots nicht weiterverkauft werden. Sie dürfen nur als kostenlose Dreingabe (Free Added Value) an Kunden weitergegeben werden.

Trotzdem erscheinen LinkedIn-Platzierungen in vielen Paketen mit ausgewiesenem Listenpreis – oft über 300 Euro. Der Effekt ist doppelt:

Das Paket wirkt umfangreicher und wertvoller

Der kalkulatorische Gesamtwert steigt – und damit der ausgewiesene Rabatt

Beispiel: Ein Paket mit StepStone (990 Euro) und LinkedIn JobSlot (bspw. 400 Euro Listenpreis, 0 Euro „Ihr Preis“) wird mit einem Gesamtwert von 1.390 Euro ausgewiesen. Der „Rabatt“ beträgt scheinbar 29%. In Wahrheit zahlen Sie nur für StepStone – LinkedIn war ohnehin als Dreingabe gedacht.

Warnsignal: Wenn LinkedIn im Paket erscheint und mit einem Listenpreis ausgewiesen ist (statt explizit als „Free Added Value“ oder „inklusive“ gekennzeichnet), dient es zur kalkulatorischen Aufblähung des Rabatts.

Muster 4: Hauseigene Jobbörsen mit Phantasiepreisen

Einige Agenturen betreiben eigene Jobportale, die kaum Traffic haben – aber mit hohen Listenpreisen in die Kalkulation eingehen. Ein Portal mit 500 Besuchern im Monat wird mit 1.200 Euro Listenpreis berechnet und dann großzügig „verschenkt“.

Das Problem: Diese Portale liefern keinen messbaren Bewerberrücklauf. Sie dienen einzig dazu, den kalkulatorischen Gesamtwert des Pakets aufzublähen.

Ein konkretes Rechenbeispiel

Angenommen, Sie erhalten folgendes Angebot für ein Stellenpaket:

Medien / Listenpreis / Preis mit Paket

StepStone (30 Tage) / 1.395 Euro /990 Euro

Indeed (Klickbudget) / ??? Euro / ??? Euro

Jobbörse-Regional.de / 890 Euro / 0 Euro (gratis!)

Netzwerkpartner A (im StepStone-Netzwerk enthalten) / 650 Euro / 0 Euro (gratis!)

Netzwerkpartner B (im StepStone-Netzwerk enthalten) / 550 Euro / 0 Euro (gratis!)

AgenturJobPortal24.de (hauseigen) / 1.200 Euro / 0 Euro (gratis!)

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              SUMME / 5.185 Euro / 1.070 Euro

Der Rabatt von 79% sieht natürlich richtig attraktiv aus.

Realitätscheck: Die Medien an 3.-6. Positionen sind entweder nahezu wertlose „Füllmedien“ (z.B. hauseigene Portale), bereits in anderen Medien enthalten (Netzwerkpartner) oder völlig intransparent (Indeed ohne konkretes Budget). Der tatsächliche Rabatt auf die relevanten Medien liegt bei etwa 20% – solide, aber weit entfernt von 79%.

Checkliste: 11 Fragen, mit denen Sie Transparenz schaffen

Bevor Sie ein Stellenpaket buchen, stellen Sie ungehemmt die nachfolgenden Fragen, um reines Marketing besser zu durchschauen:

Zu den einzelnen Medien im Paket:

„Welche dieser Portale betreiben Sie selbst oder exklusiv?“

Wenn mehr als 20–30% des kalkulatorischen Wertes auf hauseigene Medien entfällt, ist der ausgewiesene Rabatt künstlich aufgebläht.

„Welche sind Netzwerkpartner eines anderen Portals im Paket?“

Netzwerkpartner würden Sie bei einer Direktbuchung ohnehin erhalten – sie sollten nicht separat bepreist werden.

„Wie hoch ist die monatliche Reichweite/der Traffic dieser Börse?“

Fragen Sie konkret nach Unique Visitors pro Monat. Portale mit weniger als 50.000 Besuchern monatlich sind für die meisten Vakanzen nicht relevant.

Zu Indeed (oder anderen Cost-per-click-Modellen):

„Wie hoch ist das konkrete Klickbudget in Euro?“

Akzeptieren Sie keine Antworten wie „marktgerecht“ oder „optimiert“. Fordern Sie eine konkrete Zahl. Unter 300 Euro ist die Wirkung meist minimal.

„Wird das Budget garantiert oder ist es ein Maximum?“

Manche Agenturen buchen ein „Budget bis zu X Euro“ – und schöpfen es nie aus.

Zur Preisgestaltung:

„Können Sie mir die aktuellen Listenpreise der Portale nennen?“

Vergleichen Sie die genannten Listenpreise mit den öffentlich einsehbaren Preisen auf den Websites der Jobbörsen. Große Abweichungen sind ein Warnsignal.

„Ist LinkedIn im Paket enthalten? Wenn ja, als ausgepreister Bestandteil oder als Free Added Value?“

Wenn LinkedIn mit Listenpreis ausgewiesen wird, fragen Sie nach: „Dürfen Sie LinkedIn-JobSlots laut AGB überhaupt weiterverkaufen, oder ist das eine Dreingabe?“ Eine seriöse Agentur wird transparent damit umgehen und LinkedIn korrekt als Bonus ausweisen.

„Was kostet die Einzelbuchung nur bei StepStone über Sie?“

Der Vergleich zeigt, wie hoch der tatsächliche Rabatt auf das relevante Medium ist – unabhängig von den „Füllmedien“ im Paket.

Zum Reporting:

„Erhalte ich ein Reporting pro Kanal oder nur eine Gesamtauswertung?“

Nur kanalspezifische Auswertungen zeigen Ihnen, welche Investition sich gelohnt hat. Aggregierte Zahlen verschleiern die Performance der „Füllmedien“.

„Können Sie mir ein Beispiel-Reporting aus einem vergleichbaren Projekt zeigen?“

Eine gute Agentur hat nichts zu verbergen und kann anonymisierte Beispiele vorweisen.

Die „Gretchenfrage“:

„Würden Sie mir auch nur eine einzelne StepStone „Pro“-Anzeige empfehlen, wenn das für meine Vakanz ausreicht?“

Wenn die Antwort „Nein“ lautet oder ausweichend ist, verdient die Agentur hauptsächlich an Paketverkäufen. Ihrem Ziel, zu den geringstmöglichen Cost-per-hire Ihre Vakanz zu besetzen, sollten Sie vielleicht mit einem anderen Dienstleister verfolgen.

Warum „Füllmedien“ mehr schaden als nutzen

Man könnte argumentieren: Wenn die Extra-Börsen gratis sind, schaden sie doch nicht. Das stimmt nur bedingt:

Intransparenz: Sie können nicht nachvollziehen, welcher Kanal tatsächlich performt. War es StepStone – oder das Netzwerkportal, das ohnehin inkludiert war?

Falsche Lerneffekte: Sie glauben, dass ein Paket mit 10 Medien besser ist als eines mit 3. In Wahrheit zählt nur die Qualität der relevanten Kanäle.

Fehlallokation beim nächsten Mal: Sie buchen wieder das gleiche Paket – ohne zu wissen, dass 60% des ausgewiesenen Wertes Luftbuchungen waren.

Verwaltungsaufwand: Mehr Portale bedeuten mehr Bewerbungseingänge aus unterschiedlichen Quellen – ohne Mehrwert.

Unser Ansatz: Beratung statt reinem Abverkauf

Bei HRM CONSULTING betreiben wir seit 2015 eine eigenständige Stellenanzeigen Agentur – aber mit einem entscheidenden Unterschied: Unser Hintergrund liegt in über 20 Jahren Personalberatung. Wir sind Recruiting-Berater mit Media-Kompetenz, die wissen, wie Kandidaten suchen und was sie anspricht.

Das bedeutet konkret:

Keine hauseigenen Jobbörsen: Wir haben keine eigenen Portale, die wir in Pakete „reinrechnen“ müssen.

Transparente Einzelpreise: Sie sehen genau, was jedes Medium kostet – und welchen Rabatt Sie tatsächlich erhalten.

Beratung: Manchmal ist bereits eine einzelne StepStone-„Pro“-Anzeige ausreichend für den Werbedruck und damit der richtige Weg – dann äußern wir das auch.

Konkretes Indeed-Budget: Wir nennen Ihnen das konkret investierte „Klickbudget“.

Reporting pro Kanal: Sie erfahren, welche Börse Klicks und Bewerbungen geliefert hat – nicht nur eine Gesamtzahl.

Fazit: Nicht der Rabatt zählt, sondern der Rücklauf

Am Ende einer Stellenanzeigenkampagne zählt nur eine Frage nach der Zielgruppenrelevanz Ihrer Kampagne: Haben Sie die richtigen Bewerbungen erhalten?

Ein Stellenpaket mit 60% oder 70% Rabatt, das Ihnen Klicks aus „Füllmedien“ und ein Mini-Indeed-Budget liefert, ist teurer als eine fokussierte Kampagne mit zwei relevanten Börsen und einem angemessenen CPC-Budget.

Sie möchten Stellenanzeigen schalten – ohne Luftbuchungen?

Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, welcher Weg für Ihre Vakanz der richtige ist. Manchmal ist das eine zielgruppengenaue Kombinationsschaltung, manchmal eine einzelne Stellenanzeige.

HRM CONSULTING ist zugleich Personalberatung und Stellenanzeigen Agentur mit zwei eigenständigen, voneinander unabhängigen Leistungsbereichen:

– Direct Search / Executive Search mit Fokus auf die Funktionsfelder Marketing, Sales, IT und Finance.

– Die 2015 aufgebaute Stellenanzeigen Agentur (Multiposting) bildet mit ihrem eigenständigen Mediaangebot die zweite Säule von HRM CONSULTING. Der Schwerpunkt der Full-Service Agentur liegt auf digitalem Recruiting und Reichweitenoptimierung – von der gezielten Jobbörsenauswahl über den kosteneffizienten Einkauf bis zur inhaltlichen und sprachlichen Optimierung von Anzeigen. Ziel ist eine fundierte, datengestützte Steuerung des Recruiting-Mediaeinsatzes, die die Sichtbarkeit offener Positionen erhöht und qualifizierte Bewerbergruppen zuverlässig erreicht.

HRM CONSULTING arbeitet bundesweit von den Standorten Berlin, Hamburg, München und Heidelberg und wurde in den vergangenen Jahren mehrfach vom Focus Magazin als „Top Personaldienstleister“ ausgezeichnet.