Der ansehnliche Tarifabschluss von 3,6 Prozent 
entschädigt die Stahlkocher für ihre Entbehrungen in der Krise durch 
Kurzarbeit und Lohnverzicht. Er ist aber vor allem eines: Ein 
weiterer Meilenstein des jungen NRW-Chefs Oliver Burkhard  auf seinem
steilen Weg nach oben in der IG Metall. Und dies nicht so sehr wegen 
der Lohnerhöhung, die lässt sich in guten Zeiten in der 
Stahlindustrie dank enormer Mitgliederzahlen immer erzielen. Burkhard
reichte das aber nicht, er setzte ein Exempel für die Leiharbeiter 
obendrauf. Damit hat er die Arbeitgeber überrumpelt. Die hielten das 
zwar für überflüssig, weil sie besser mit ihren wenigen Leiharbeitern
umgehen als die meisten anderen. Letztlich knickten sie auch deshalb 
ein, weil es sie nicht viel kostet.
   Doch nicht jede taktische Meisterleistung ist auch sachgerecht. 
Wenn Gewerkschaften um bessere Bedingungen für Leiharbeiter kämpfen 
wollen, ist das ja aller Ehren wert. Noch mutiger wäre es aber, das 
in jenen Branchen zu tun, die mit Leiharbeitern tatsächlich 
systematisch Stammpersonal ersetzen. Die Tarifpartner jeder Branche 
müssen sich um ihre eigenen Probleme kümmern. Dafür brauchen sie 
weder Ratschläge aus der Politik noch Signale aus anderen Branchen.
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