WAZ:Ära der Freiwilligkeit. Kommentar von Achim Beer

Gestern wurden in Berlin die letzten
Zivildienstleistenden offiziell verabschiedet und das könnte man nun
das Ende vom Ende einer Ära nennen. Begonnen hat dieses Ende am 1.
Juli: Da wurde die Wehrpflicht ausgesetzt, den Zivis war damals
freigestellt, zu gehen oder ihren Dienst zu Ende zu bringen. Wer
blieb, der trug schon damals das Zeichen der neuen Zeit:
Freiwilligkeit.

Der dankbare Blick auf 2,7 Millionen junge Männer, die in 50
Jahren vielfach belächelte Sozialjobs machten, vergisst ja eines: Die
mussten das. Nicht jeder wollte später mal Arzt werden und freute
sich auf die Vorbereitungszeit im Rettungswagen.

Wehrpflichtige haben die Bundeswehr, Verzeihung, zur Volksarmee
gemacht. Zivis trugen dazu bei, dass die Sorge für Alte und Kranke
als Aufgabe aller begriffen wurde. Nun haben wir uns aus guten
Gründen entschlossen, das Schießen Spezialisten zu überlassen. Die
automatische Folge ist, dass wir auch die Sozialarbeit an jene
delegieren, die das sowieso machen wollen. Von der Frage, ob es
ausreichend viele sind, mal ganz abgesehen: Wie übt diese
Gesellschaft künftig den Umgang mit Alter und Krankheit?

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