WAZ: Altersarmut wird zum Problem – Kommentar von Lutz Heuken zur Rentenerhöhung

Gut zwei Prozent mehr Rente – und das bei einer
Inflationsrate nahe null. Es fließt also tatsächlich real etwas mehr
Geld ins Senioren- Portemonnaie. Da gab es in den vorigen Jahren
wahrlich schlechtere Nachrichten. So manches Mal fiel die Erhöhung
mickrig aus – und das bei deutlich steigenden Preisen. Grund für die
Entwicklung: Die Rentenerhöhung ist an die Lohnentwicklung gekoppelt
– und da sieht es dank robuster Konjunktur besser aus als noch vor
Jahren.

Grund also, sich als aktueller oder künftiger Rentner beruhigt
zurückzulehnen? Keinesfalls. Kurzfristig mögen die Rentenerhöhungen
durchaus befriedigend ausfallen. Langfristig aber wird das Problem
der Altersarmut eher wachsen.

Das zahlenmäßige Verhältnis der Beitragszahler zu den
Rentenbeziehern wird sich verschlechtern, das Niveau der Altersbezüge
wird sinken. Zudem wird die dramatische Zahl der prekär Beschäftigten
dazu führen, dass eine neue Generation armer Rentner entsteht. Wer
heute für einen Kummerlohn arbeiten muss, wird demnächst nicht von
seiner Rente leben können. Viele werden nach einem langen
Arbeitsleben beim Sozialamt landen. Beschämend für eine so reiche
Gesellschaft wie die deutsche.

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