WAZ: Amman wird nervös – Kommentar von Gudrun Büscher

Es ist erstaunlich, was die Verzweiflungstat eines
einzigen Mannes in Tunesien in Bewegung gesetzt hat. Mohammed
Bouasisi verbrannte sich – und seitdem ist die arabische Welt in
Aufruhr. Sogar die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen fürchtet,
dass ihre Jugend vom Freiheitsvirus infiziert werden könnte, und
löste die Solidaritätsdemo für die Menschen in Ägypten gewaltsam auf.
Auch der jordanische König Abdullah scheint nervös zu werden. Er
reagierte auf die Proteste in seinem Land und schickte gleich die
komplette Regierung in die Wüste. Jordanien leidet enorm unter den
Folgen der Wirtschaftskrise. Die Preise für Benzin und Lebensmittel
steigen. Die Lage für viele Jordanier wird immer schwieriger. Noch
forderten sie den Rücktritt der Regierung, nicht den Sturz des
Königs. Doch ob sie sich mit dem neuen Regierungschef zufrieden
geben, der sich in seiner ersten Amtszeit nicht den Ruf eines
Reformers erworben hat, bleibt abzuwarten. Jordanien ist nicht direkt
mit Tunesien oder Ägypten zu vergleichen. Aber auch in Amman wollen
die Demonstranten mehr Demokratie und Mitbestimmung. Den ersten
Schritt hat der König gestern vollzogen, viele weitere müssen folgen.

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