Von Herzlichkeit konnte keine Rede sein, als sich
Barack Obama und Raúl Castro die Hände reichten. Und dennoch ist
allein diese Geste, dieser Anflug von Nähe, eine Sensation. Das Eis
schmilzt, die politische Rhetorik nimmt Abschied vom Hass. Warum tut
Obama das? Weil er nach einer Reihe von außenpolitischen
Nackenschlägen (Zerwürfnis mit Israel, Distanz zu Russland, Krise in
der arabischen Welt) zum Ende seiner Präsidentschaft eine Chance
sieht, das zu leisten, was den Friedensnobelpreisträger ehrt: Uralten
Streit beilegen. Das macht er nicht ohne Eigennutz. Obama will (und
muss) die USA außenpolitisch flexibel machen. Er redet mit jenen, die
stets als Oberschurken galten: Iran und Kuba. Die Republikaner werden
ihn dafür, wie üblich, in der Luft zerreißen. Warum macht Castro das?
Weil er Wege aus der Dauerkrise sucht. Parolen machen nicht satt.
Castro träumt: vom Ende des Embargos.
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