WAZ: Angst vor Machtverlust. Kommentar von Birgitta Stauber-Klein

Teilzeit-Generalsekretärin: Das gehe gar nicht, sagt
Andrea Nahles, die SPD-Front-Frau, deren letztes
Schwangerschaftsdrittel gerade die Gemüter ihrer Parteigenossen
berührt – weil sie nach der Geburt nicht auf ihre 80-Stunden-Woche
verzichten will.

Warum sie sich nicht mehr Zeit lässt – es ist der puren Angst vor
Machtverlust geschuldet. Dabei kennt sie sich mit Kämpfen aus: So
bekam sie mit 25 Jahren den Posten der Juso-Chefin. Sie war
Mitorganisatorin des Putsches gegen Scharping. Zur Krönung gewann sie
2005 eine Kampfabstimmung gegen Franz Münteferings Kandidat Kajo
Wasserhövel. Das Amt der Generalsekretärin trat sie dann wegen
massiver Kritik doch noch nicht an. Kein Wunder, dass sie nun ihre
Gegner fürchtet.

Allerdings werfen Nahles– Absichtserklärungen ein bemerkenswertes
Licht auf eine Partei, die sich seit Jahrzehnten die
Chancengleichheit auf die Fahne geschrieben hat. Sollte eine
Mutterschaft die Karriere einer unbequemen Führungsfrau beenden
können, dann geht es bei der SPD nicht besser zu als in einem von
Männerbünden durchzogenen Wirtschaftsunternehmen.

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