WAZ: Auch mal Nein sagen – Kommentar von Daniel Freudenreich

Keine Frage – die modernen Techniken in der Medizin
sind segensreich. Die Kernspintomographie etwa ist bei der Diagnose
von Verletzungen des Gehirns, der Knochen oder der inneren Organe
nicht mehr wegzudenken. Mit der „Kernspin“ ist es wie überall im
Gesundheitswesen: Es kommt auf einen maßvollen Einsatz an. Nicht
jeder Patient muss in die Röhre, nur weil es ihn einmal im Knie
zwickt. Betrachtet man den Anstieg solcher Untersuchungsmethoden,
dann liegt der Verdacht nahe, dass moderne Medizintechnik oft zu
rasch zum Einsatz kommt. So wird Geld verbrannt. Dies ist umso
ärgerlicher, wenn der Mediziner am Ende dennoch keine angemessene
Therapie vorschlagen kann. Wie oft das in Deutschland der Fall ist,
geht aus dem Arztreport der Barmer GEK nicht hervor. Der Blick ins
Ausland aber lässt vermuten, dass auch bei uns einiges im Argen
liegt. Zur Vermeidung unnötiger Untersuchungen hat die Idee, eine
Kosten-Nutzen- Bewertung bei Diagnosetechniken einzuführen, Charme.
Ärzte und Kassen können auch strengere Richtlinien für den Einsatz
von „Kernspin“ und Co. anstreben. Nicht zuletzt kommt es auf die
Traute jedes einzelnen Mediziners an. Überängstlichen Patienten muss
er auch mal klarmachen, dass sie nicht jede Form der Untersuchung
brauchen.

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