Prognosen drastisch steigender
Krankenkassen-Beiträge haben die Debatte um einen höheren Anteil der
Arbeitgeber neu entfacht. „Die Finanzierung der solidarischen
Krankenversicherung entfernt sich immer mehr vom paritätischen Modell
zulasten der Versicherten“, sagte Christoph Straub, Chef der Barmer
GEK, der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Mittwochausgabe). Er
forderte deshalb: „Angesichts steigender Leistungsausgaben sollten
die Arbeitgeber wieder stärker zur Finanzierung herangezogen werden.“
Der Arbeitgeberanteil ist bei 7,3 Prozent eingefroren, der Hälfte
des allgemeinen Beitragssatzes. Die Versicherten zahlen derzeit
durchschnittlich 1,1 Prozent drauf, also 8,4 Prozent ihres
Bruttoeinkommens. Über den 2015 von der Großen Koalition eingeführten
prozentualen Zusatzbeitrag werden sämtliche Kostensteigerungen
aufgefangen. Der Essener Gesundheitsökonom Jürgen Wasem
prognostiziert, dass sich deshalb der Zusatzbeitrag bis 2020 auf 2,4
Prozent mehr als verdoppeln wird. NRW-Gesundheitsministerin Barbara
Steffens (Grüne) hält das Einfrieren des Arbeitgeberanteils für einen
Fehler, der korrigiert werden müsse. „Wir müssen dringend zurück zu
einer solidarischen Finanzierung der Gesundheitsausgaben. Also weg
mit der einseitigen Belastung der Versicherten“, sagte sie der WAZ.
Die Kassen klagen über Mehrausgaben etwa durch die jüngste
Krankenhausreform der Bundesregierung sowie für Ärztehonorare und
Arzneimittel. Vor zwei Wochen beschloss das Kabinett zudem, eine
Milliarde Euro aus dem Gesundheitsfonds der Kassen für die Versorgung
der Flüchtlinge zu entnehmen. In den Jahren zuvor hatte die Regierung
den Bundeszuschuss gekürzt. „Wenn es zu einer Erhöhung des
Zusatzbeitrages kommt, liegt das auch am Bundesfinanzminister“, sagt
deshalb NRW-Ministerin Steffens.
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