Jetzt haben sich bei General Motors (GM) im fernen
Detroit dann doch die Cowboys durchgesetzt. Jene Manager, die einfach
nicht verstanden haben, warum in Europa nicht gehen soll, was für GM
in den USA in Zeiten der Krise gang und gäbe war: Werke schließen,
Stellen streichen zu Zehntausenden. Nun ziehen sie bei Opel in Bochum
blank, im Windschatten von Werksschließungen bei Ford. Mitten in den
Verhandlungen mit der IG Metall über eine Sanierungsstrategie. Das
allein ist schon eine Frechheit. Die GM-Leute haben aber auch vieles
andere nicht verstanden. Über Jahre hinweg. Starke Marken hatten sie
übernommen mit Opel und Vauxhall, verhalten haben sie sich wie eine
Stiefmutter gegenüber ungeliebten Kindern. Diesel-Motoren für Europa
– lange haben sie das verpennt, ebenso wie die rechtzeitige
Entwicklung von sparsamen Mittelklasse-Autos. Dass die Kunden im
Lande des Automobils auch besondere Ansprüche haben (sagen wir:
höhere als in den USA), auch das drang Mitte der neunziger Jahre
nicht über den Atlantik. Alle paar Jahre tauschten sie die
Opel-Führung aus, gerne mit US-Managern. Es sind allerhand
hausgemachte Probleme. Heute klafft eine gigantische Lücke zwischen
der Nachfrage nach Opel-Modellen und den Produktionsmöglichkeiten.
Eine Strategie, wie diese Fabriken auszulasten wären, ist dem
Management nicht eingefallen. Eine Öffnung der asiatischen Märkte für
Opel oder die Produktion von Chevrolets in Europa wären Möglichkeiten
gewesen. Nach dem gestrigen Tag ist Skepsis angebracht. Wenn GM im
Werke-Schließen sein Heil sucht, welches ist das nächste? In Eisenach
bangen sie schon. Das Aus für Bochum eine Woche vor dem 50-Jährigen
war nicht der erste Vertrauensbruch.
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