WAZ: Beschämend. Kommentar von Daniel Freudenreich

Oberflächlich betrachtet liest es sich wie ein
Erfolg, wenn heute nur noch 16 statt vormals 20 Prozent der
Bevölkerung unterernährt sind. De facto aber ist die Weltgemeinschaft
mit der globalen Hungerbekämpfung in den letzten Jahren kaum
vorangekommen. Zum einen ist die tatsächliche Zahl der unterernährten
Menschen wieder angestiegen. Zum anderen müsste enorm viel geschehen,
damit die Weltgemeinschaft gemäß ihres Millenniumsziels den Anteil
der Hungernden bis 2015 doch noch auf zehn Prozent reduzieren kann.

Freilich ist nicht jeder Euro Entwicklungshilfe nachhaltig
investiert, und gewiss kann deutsches Engagement allein das globale
Hungerproblem nicht lösen. Dennoch ist es beschämend, dass
Deutschland als eine der größten Industrienationen mit seinen
Finanzierungsversprechen in der Entwicklungspolitik hinterherhinkt.

Wirtschaftskrise hin oder her: Als reiche Nation haben wir eine
Verpflichtung gegenüber den Armen. Tragischerweise kann eine
Bundesregierung – gleich welcher Couleur – bei der
Entwicklungspolitik vergleichsweise leicht sparen. Denn ob in diesem
Moment ein Kind in Afrika verhungert oder nicht, das kostet in der
Regel keine Wählerstimmen.

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