WAZ: Betrug, der sich immer rechnet. Kommentar von Stefan Schulte

Die Verschärfung des Kartellrechts in Europa ist
überfällig. Die Politik hat lange genug hingenommen, dass
Verbraucher, die jahrelang überhöhte Preise zahlen mussten, keine
Chance haben, ihr Geld zurück zu bekommen. Immerhin haben jene
Unternehmen, die sie betrogen haben, gegen eines der Urgesetze der
sozialen Marktwirtschaft verstoßen. Preisabsprachen sind so ziemlich
die hinterhältigste Art, die Gesetze des freien Marktes auszuhebeln.
Man darf sich das durchaus in den schönsten Klischees ausmalen: Da
sitzen Manager im Séparées einer feinen Gastwirtschaft, einigen sich
auf den höchstmöglichen Preis ihres Produkts, bis zu dem die
Kartellmitglieder mangels Konkurrenz keine Marktanteile verlieren und
stoßen darauf an. Erwischt man sie, zeigen sich die Partner
gegenseitig an, auf dass die Strafe recht milde bleibe. Am Ende
rechnet sich selbst ein aufgeflogenes Kartell. So wie das
Kaffee-Kartell, das die Kunden um knapp fünf Milliarden Euro
schröpfte – und mit Bußgeldern von 160 Millionen davon kam.
Sammelklagen, wie sie die EU erlauben will, hätten echtes
Abschreckungs-Potenzial. Das braucht es.

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